Furcht vor Arbeitslosigkeit so gering wie nie zuvor
5. Oktober 2011 von Riedel
Nie zuvor war die Furcht vor steigenden Arbeitslosenzahlen in Deutschland so gering wie heute. Nach einem sensationellen Rückgang von 24 Prozentpunkten rutscht diese Angst mit nur 37 Prozent in das hintere Drittel der diesjährigen Ängste-Skala (Rang 12). Das ist ein überraschendes Ergebnis der R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen 2011“.
Alle langfristig abgefragten Ängste sind gesunken – im Durchschnitt sind sie so niedrig wie seit zehn Jahren nicht. „Die Turbulenzen der Euro-Schuldenkrise, die tödlichen EHEC-Keime auf Gemüse, der Tsunami und die Atomkatastrophe in Japan überschatten in diesem Jahr alle anderen Sorgen“, berichtete Rita Jakli, Leiterin des Infocenters der R+V Versicherung. Das R+V-Infocenter hat der Brisanz der aktuellen Themen Rechnung getragen und die Deutschen in einer Sonderbefragung erstmals zum Beispiel auch nach ihren Ängsten vor der Euro-Krise und Atomenergie befragt.
Rosige Wirtschaft
Zum 21. Mal hat das R+V-Infocenter in einer repräsentativen Studie rund 2.500 Bürger nach ihren größten Ängsten befragt. Die 16 Standardfragen wurden in diesem Jahr um Fragen zu drei aktuellen Themen ergänzt. Ergebnis: Gegenüber 2010 sind alle langfristig abgefragten Ängste zurückgegangen. Das gab es im Laufe der Umfrage bisher nur einmal: 1994 – fünf Jahre nach der Wende. Durch den Rückgang der Ängste ist 2011 das durchschnittliche Angstniveau gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozentpunkte gesunken und der Angstindex sackt mit 43 Prozent auf Werte von vor 2002 ab. „Besonders optimistisch blicken die Deutschen in diesem Jahr auf die eigene Wirtschaftslage – ein Thema, das die Bundesbürger sonst mit großer Sorge betrachten“, so Professor Dr. Manfred G. Schmidt, Politologe an der Universität Heidelberg. Der Berater des R+V-Infocenters erklärt den Rückgang der Ängste vor einer hohen Arbeitslosigkeit (minus 24 Prozentpunkte), vor einem Konjunkturabschwung (minus 19 Prozentpunkte) und vor dem Verlust des eigenen Jobs (minus 12 Prozentpunkte) mit dem erfolgreichen Krisenmanagement von 2008/2009 und dem nachfolgenden Wirtschaftsaufschwung.
Angst vor steigenden Kosten
Nur eine wirtschaftliche Sorge bleibt hoch: Für 63 Prozent aller Deutschen sind die steigenden Lebenshaltungskosten die größte Besorgnis. Im Ranking der 16 Standardfragen steht diese Furcht damit wie bereits im Vorjahr auf Platz 1. Während bei den meisten Ängsten heute kaum noch ein Unterschied zwischen den Deutschen in Ost und West besteht, zeigt sich bei dieser Sorge mit 12 Prozentpunkten – wie 2010 – der größte Ost-West-Unterschied. Fast drei Viertel aller Ostdeutschen (73 Prozent) fürchten den Anstieg der Lebenshaltungskosten, im Westen ist diese Angst mit 61 Prozent wesentlich geringer.
Zur Kasse gebeten: Europäische Schuldenkrise ist die Top-Angst
Eine Sonderbefragung zur aktuellen Schuldenkrise deckt auf: „Die großen europäischen Wirtschaftsfragen – der Euro und die Schuldenkrise im Euro-Raum – überdecken in diesem Jahr die traditionellen Ängste um die eigene Wirtschaftslage“, so Professor Schmidt. 70 Prozent aller Bundesbürger befürchten, dass die drohende Pleite einiger EU-Länder den deutschen Steuerzahler teuer zu stehen kommt – keine Angst erreichte 2011 höhere Werte.
Auffallend: Werte über 70 Prozent wurden in den vergangenen 20 Jahren nur vier Mal erreicht – und zwar ausschließlich bei den Ängsten vor steigenden Lebenshaltungskosten und einer Verschlechterung der Wirtschaftslage. Dass zudem die Euro-Währung durch die aktuelle Schuldenkrise gefährdet wird, befürchten 60 Prozent der Deutschen. Diese Ängste bilden die Wirklichkeit ab, meint Professor Schmidt: „Dank seiner Wirtschaftskraft und seiner Bonität gehört Deutschland zu den Ländern, die im Zweifel von überschuldeten EU-Mitgliedsstaaten zur Kasse gebeten werden.“ Mit Folgen für die deutsche Staatsverschuldung: „Schon heute ist die Staatsverschuldung auf über 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen.“
Weitere Ergebnisse der Studie in Kurzform:
• Seit Jahren ist die Mehrheit der Deutschen unzufrieden mit den Leistungen der Politiker. 2011 befürchten 53 Prozent der Befragten, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert seien. Trotz eines Rückgangs dieser Angst um 9 Prozentpunkte bleibt sie wie im Vorjahr auf Rang 4 der Sorgen-Skala.
• Geringer als im Vorjahr (minus 8 Prozentpunkte) ist auch die Angst, dass die eigenen Kinder drogen- oder alkoholsüchtig werden. Mit 38 Prozent liegt diese Angst auf Platz 11 der Sorgen-Skala.
• Trotz vieler Berichte über Gewaltexzesse in der Öffentlichkeit bleiben die Deutschen bei diesem Thema relativ gelassen: Nur 28 Prozent aller Bundesbürger haben Angst davor, Opfer einer Straftat zu werden.
• Die Furcht vor dem Zerbrechen der eigenen Partnerschaft sinkt um 5 Prozentpunkte und bleibt mit 18 Prozent das traditionelle Schlusslicht der Befragung.
• Erstaunlich gelassen blieben die Deutschen bei einer weiteren Sonderfrage: Nur etwa jeder vierte (28 Prozent) befürchtet, dass der Ausstieg aus der Atomenergie die Stromversorgung gefährdet.
Foto: angelsami auf pixelio.de
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