Stress im Job – Wann lohnt sich eine Kündigung
14. August 2014 von Riedel
Über die negativen Auswirkungen von Stress wird viel berichtet. Schließlich leiden sowohl der Kopf wie auch der Körper unter der permanenten Anspannung. Irgendwann wird der Druck so groß, dass Kopf oder Körper daran zerbrechen. Damit es nicht erst soweit kommt, sollte man auch einmal über einen Jobwechsel nachdenken.
Stress im Job prägt das Bild der modernen Arbeitswelt. Laut der Jobbörse stellenanzeigen.de stehen 90 Prozent der Fach- und Führungskräfte unter gefühlten Druck. Zwar war die Umfrage nicht repräsentativ und die Zahl der Teilnehmer mit 758 recht gering, dennoch zeigt die Befragung, wie es um das Gefühlsleben der Arbeitnehmer hierzulande bestellt ist. Der Druck ist so groß, dass laut stellenanzeigen.de fast zwei Drittel der Befragten ungern zur Arbeit gehen. Fast die Hälfte (45,1 Prozent) hat durch den Stress sogar körperliche Symptome entwickelt, die auf Stress zurückzuführen sind.
Keiner mag seinen Job
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam das Marktforschungsinstitut YouGov. Hier gaben rund 50 Prozent der Befragten an, unzufrieden mit dem Job zu sein. 70 Prozent würden ihren Freunden oder Bekannten sogar davon abraten, beim eigenen Arbeitgeber anzufangen. Wenn man über längere Zeit mit so Gefühlen zur Arbeit geht, ist es klar, dass irgendwann die Psyche darunter leidet. Burnout und Depressionen sind hier die häufige Folge.
Die Hauptursachen sind hier niedrige Löhne, zu wenig Anerkennung, langweilige Arbeit, Über- oder Unterforderung, zu wenig Anerkennung und schlechte Stimmung im Betrieb. Doch obwohl so viele Menschen mit ihrem Job unzufrieden sind, planen nur wenige, an ihrer Situation etwas zu ändern. So ergab eine Forsa-Umfrage 2013, dass nur sieben Prozent der Arbeitnehmer einen Jobwechsel planen. In der Regel ist die Angst zu groß, keinen geeigneten Job zu finden. Einfach die Brocken von einem Tag auf den anderen hinzuwerfen, kommt ohnehin für die wenigsten in Frage. Ist die Psyche aber bereits so stark belastet, dass Burnout und Depressionen drohen, sollte man sich mit dieser Idee aber auf jeden Fall befassen.
Problem Kündigung
Stress im Job ist für sich genommen kein Kündigungsgrund. Daher scheuen auch viele Menschen vor diesem Schritt zurück. Sofern man keine Anschlussbeschäftigung hat, gibt es bei eigener Kündigung eine zwölfwöchige Sperrfrist fürs Arbeitslosengeld. Ob man drei Monate von seinem Ersparten leben will und kann bevor man Anrecht auf Arbeitslosengeld hat, muss dann jeder für sich entscheiden. Man kann zwar Einspruch dagegen einlegen, doch dieser hat bei eigener Kündigung nur sehr geringe Aussichten auf Erfolg. Einzig bei gravierenden psychischen Belastungen wie Mobbing oder sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ist eine Kündigung ohne entsprechende finanzielle Einbußen möglich.
Doch auch um jeden Preis durchhalten zu wollen ist die falsche Entscheidung. Schließlich wird die Psyche auf Dauer enorm belastet. Hier darf man aber auch nicht außer Acht lassen, dass auch Arbeitslosigkeit für den Kopf auf Dauer eine enorme Belastung darstellen kann.
Kündigen oder nicht
Statt die Brocken hinzuwerfen, wäre es zunächst sinnvoller, die Stressquellen im Job ausfindig zu machen und zu versuchen, die Ursachen zu beheben. Hier gibt es in vielen Unternehmen entsprechende Ansprechpartner, die helfen können. Auch ein offenes Gespräch mit Kollegen oder dem Chef hat schon so manches Problem behoben. Eine weitere Möglichkeit wäre sich für eine gewisse Zeit durch eine Krankschreibung mit einer Kur oder einer Reha-Maßnahme eine Auszeit zu nehmen, um die Akkus wieder aufzuladen. Ob das hilft, hängt auch davon ab, ob man nach der Wiedereingliederung in alte Verhaltensmuster zurück fällt.
Richtig Kündigen
Wenn auch so eine Auszeit nicht hilft, kann man sich immer noch über eine Kündigung Gedanken machen. Von sich aus fristlos kündigen und dem Chef das entsprechende Schreiben unter die Nase zu halten ist hier die schlechtere Idee. Schließlich wird dem Chef sozusagen die eigene Inkompetenz vor Augen geführt. Besser wäre es, dem Chef die Situation darzulegen, um gute Referenzen zu bekommen. In diesem Fall findet man auf dem Arbeitsmarkt auch leichter einen neuen Job. Viele Unternehmen sehen berufsbiografische Brüche sogar eher positiv. Kündigt man aber selber fristlos, muss man sich nicht wundern, wenn das Referenzschreiben weniger positiv ausfällt. Was Sie bei einer Kündigung beachten sollten, finden Sie bei hier: Tipps für eine Kündigung.
Wichtig ist auch der Grund für die Kündigung. Stress und psychische Probleme anzuführen entspricht im Einzelfall vielleicht der Wahrheit, könnte einem potenziellen neuen Arbeitgeber aber zeigen, dass man wenig belastbar sein könnte. Besser ist es oft, andere Gründe wie eine berufliche Neuorientierung, neue Herausforderungen oder einen familiär bedingten Ortswechsel anzuführen. In jedem Fall muss man seinem neuen Arbeitgeber schlüssig darlegen können, warum man den alten Job aufgegeben hat.
Eine Kündigung ist zwar keine Garantie, dass es einem besser geht. Aber es ist auf jeden Fall ein Ausweg, wenn die psychische Belastung im Job zu groß wird.
Nach meiner Erfahrung gehen viele Menschen einen ungedeckten Kredit mit ihrer Zeit ein, der dann zu einer Zeitarmut führt. Stress bzw. Mobbing im Job sind vielfältig. Es geht aber auch darum, wie man mit Zeitwohlstand bzw. überhaupt Arbeitszeit und Entspannung umgeht. Kündigung ist nur eine kurzfristige Scheinlösung. Zumindest wenn man keinen besseren Plan hat.