Wer aufhört zu rauchen hat weniger Stress
18. März 2013 von Riedel
Wenn man bei der Arbeit viel Stress hat, braucht man das Wochenende, um sich zu erholen. Ans Verreisen denkt hier kaum jemand. Oft ist es aber besser, für ein paar Tage wegzufahren, um den ganzen Arbeitsstress hinter sich lassen zu können.Viele von uns rauchen, weil sie denken, so Stress abbauen zu können. Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall. Wie eine britische Studie ergeben hat, ist es besser, das Rauchen aufzugeben, wenn man Stress vermeiden will.
Das Problem beim Rauchen ist oft unsere Psyche. Hier setzen wir Rauchen mit Entspannung und Genuss gleich. Das kann man auch einfach erklären. Denn eine Raucherpause ist für viele Berufstätige die einzige Möglichkeit, außerhalb der Mittagspause auch einmal eine Pause einzulegen. Wir müssen aber unsere Arbeit hin und wieder unterbrechen, um uns zu entspannen und uns neu konzentrieren zu können.
Kein Stress in der Pause
Während der Raucherpause macht niemand Stress und wir haben Zeit durchzuatmen. Und kommt der Chef vorbei, stellt er sich eher dazu oder tadelt einen, dass Rauchen ungesund ist. Nur in den seltensten Fällen treibt er einen zurück an den Arbeitsplatz. Da wir nun beim Rauchen entspannen können, setzen wir die Qualmerei auch mit Entspannung gleich. Schließlich nimmt man sich nicht einfach eine Pause und stellt sich fünf Minuten vor die Tür, um durchzuatmen.
Leider ist das nur eine subjektive Empfindung. Tatsächlich kann man sogar Stress abbauen, wenn man das Rauchen aufgibt. Dafür müssen aber zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Zum einen darf man kein Genussraucher sein und zum anderen muss der Versuch, das Rauchen aufzugeben, erfolgreich sein. Das zumindest sagen MáirtÃn McDermott von der Florence Nightingale School of Nursing and Midwifery in London und ihr Forscherteam, die eine entsprechende Studie durchführten, bei der ausschließlich Raucher teilnahmen.
Stress oder Genuss
Sie teilten zwei Gruppen von Testteilnehmern in zwei Gruppen ein. Die eine Gruppe rauchte zum Genuss, die andere, um Stress oder Nervosität abzubauen. Doch laut McDermott verwechseln sie dabei die Ursache mit der Wirkung. Denn wenn man das Gefühl hat, schon morgens eine Kippe zu brauchen, ist es in erster Linie der Entzug nach der nächtlichen Zigarettenpause, der einen nach der ersten Kippe des Tages greifen lässt. Dieses Gefühl hat man aber erst nicht, wenn man gar nicht rauchen würde.
Alleine schon das Gefühl, eine Zigarette zu brauchen oder sogar die Angst, keine Zigarette mehr rauchen zu können, erzeugt beim Stressraucher psychische Anspannung. Das Gefühl, eine Zigarette zu brauchen um Stress abbauen zu können, unterstützt diese Angst zusätzlich. Deswegen haben Zigaretten auch keine psychotherapeutische Wirkung. Eine Zigarette bekämpft laut McDermott in erster Linie nur die Probleme, die man sich durchs Rauchen selber gemacht hat. Verzichten Raucher dagegen auf die Zigarette, kann sich das psychische Gleichgewicht stabilisieren. Nach rund sechs Monaten Rauchstopp ist das psychische Gleichgewicht wieder ausgeglichen. Werden die Raucher dagegen rückfällig, verstärkt sich die Angst, auf die nächste Zigarette verzichten zu müssen, da man den Entzug ja schon einmal durchgemacht hat. Im Übrigen hatte der Rauchverzicht auch bei den Rauchern, bei denen zu Beginn der Studie eine mentale Erkrankung diagnostiziert worden war, ebenfalls einen positiven Effekt. Auch bei ihnen reduzierten sich die grundlegenden Ängste, wenn der Rauchstopp erfolgreich war.
Lüge an sich selber
Wie gesagt gilt das nur für die Stressraucher. Bei den Genussrauchern hatte der Rauchstopp keine Auswirkung auf das Angstgefühl. Dennoch bleibt Rauchen zum Stressabbau nur eine Lüge an sich selber. Man nimmt sich nur eine Pause, um eine Zigarette zu rauchen. Die Pause hilft dabei, Stress abzubauen, und nicht die Zigarette. Wer einfach nur eine kurze Arbeitspause einlegt ohne sich dabei eine Kippe anzuzünden, reduziert den Stress ebenso gut, ohne dabei seine Gesundheit zu gefährden.
Leider ist es nicht einfach, wenn man Nichtraucher werden will. Das Wissen, dass eine Zigarette nicht entspannt, ist aber ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg zum Nichtraucher.
Foto: Flickr.com BY © roberthuffstutter