Allergiker leiden länger
16. April 2009 von Riedel
Wenn der Frühling den Winter verdrängt und endlich wieder die Sonne scheint, beginnt für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Nicht so für Allergiker. Denn für sie beginnt mit dem Frühling auch die Leidenszeit aufgrund ihrer Allergie. Und leider wird die Leidenszeit immer länger. Denn Birken und andere Pollen-Lieferanten verstreuen ihre Samen früher und länger als noch vor einigen Jahren. Der Grund dafür sind steigende Temperaturen durch den Klimawandel.
25 Millionen Menschen mit Heuschnupfen
Rund 25 Millionen Deutsche leiden zumindest temporär unter Pollenallergien. Hauptsaison für den Heuschnupfen ist Mitte April. Leider ist zu erwarten, dass sich ihre Leidenszeit verlängert. Denn ein Ende des Klimawandels und der steigenden Temperaturen ist nicht abzusehen. Bereits jetzt haben Wissenschaftler vom Meteorologischen Institut der Freien Universität (FU) Berlin beobachtet, dass allergie-auslösende Pflanzen früher blühen und später damit aufhören.
Nur ein Monat pollenfrei
Die Wissenschaftler malen sogar noch düstere Prognosen für Menschen mit Heuschnupfen. Der Wissenschaftler geht zum einen davon aus, dass in Zukunft nur noch der November Pollenfrei sein wird. Zum anderen glaubt er, dass sich die Zahl der Allergiker zunehmen wird. Bereits jetzt leiden geschätzt 18 Millionen Deutsche in den alten und 7 Millionen Menschen in den neuen Bundesländern unter Heuschnupfen.
Gesunden Menschen droht Allergie
Da Meteorologen davon ausgehen, dass zukünftige Winter deutlich milder werden, könnten Hasel und Erle bereits im Dezember blühen und ihre Pollen streuen. Im Sommer drohen Beifuß-Ambrosien, die durch die heißeren Temperaturen in der Jahresmitte dabei sind, in Deutschland sesshaft zu werden. Dadurch würde sich die Zeit des Pollenflugs bis Oktober verlängern. Durch die ständige Pollenbelastung könnten auch bisher gesunde Menschen Allergien entwickeln.
Früherkennung ist wichtig
Sobald die ersten Anzeichen einer Allergie auftreten, empfiehlt der Allergologe Michael Silbermann, Gegenmaßnahmen einzuleiten. „Je früher der Heuschnupfen erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen“, sagte Silbermann gegenüber der Ärztezeitung. Durch Früherkennung und eine entsprechende Behandlung könnte man ebenfalls das Asthmarisiko verringern.
Drei Jahre Behandlung
Gerade Kinder, bei denen beide Elternteile Pollenallergiker sind, haben eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit, selbst einmal allergisch auf Pollen zu reagieren. Laut Silbermann ist die Hyposensibilisierung die einzige Möglichkeit, Heuschnupfen im Keim zu ersticken. Die Behandlung dauert rund drei Jahre. In dieser Zeit werden dem Patienten Allergene unter die Haut gespritzt, der Körper bildet Antikörper und reagiert nicht mehr auf die externen Pollen. „Entgegen der gängigen Meinung kann man mit dieser Spritzenkur auch schon bei Kleinkindern anfangen“, sagt Silbermann. Und wenn der Körper nicht mehr auf Polen reagiert, ist es egal, wie lange und wie viele in der Luft fliegen.
Foto: PeSomm auf pixelio.de