Die Fußball-WM und der Einfluss auf die Arbeitswelt
11. Juni 2010 von Riedel
Heute geht sie also endlich los die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Die Spiele der Deutschen Nationalmannschaft und bestimmt auch des einen oder anderen Favoriten werden wieder Millionen Fußballfans vor den Bildschirm locken. Welchen Einfluss die Fußball-WM auf die Arbeitswelt hat, wurde von der Universität Hohenheim einmal genauer unter die Lupe genommen.
Die WM 2006 in Deutschland hat die Arbeitswelt teilweise gelähmt. Gerade bei Spielen der DFB-Elf wurde die Arbeit vielerorts eingestellt. Aber auch während der normalen Arbeitszeit verfolgten Millionen Fußballfans im Internet das WM-Geschehen, anstatt dem Job nachzugehen. Das könnte in Südafrika wieder der Fall sein, vermuten Wissenschaftler der Universität Hohenheim.
In einer WM-Studie des Lehrstuhls für Marketing I der Universität Hohenheim gaben 50 Prozent der Befragten an, bist zu 15 Minuten am Tag der Fußball-WM zu widmen. Dazu zählen das Besuchen von Sportseiten im Internet, das Kleben von Fußball-Bildchen oder das Studieren von Sportzeitungen. Allerdings wollte nur jeder Vierte diesen Ausfall auch nacharbeiten. Der Deutschen Wirtschaft könnten in der Zeit rund 0,27 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts verloren gehen. Das wäre aber noch deutlich weniger als bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren.
In der Studie wurden deutschlandweit 1.664 Personen zu ihrem WM-Interesse befragt. Die Wissenschaftler wollten wissen, welche Pläne die Arbeitnehmer während der WM an ihrem Arbeitsplatz haben und wie tolerant die Arbeitgeber im Bezug auf die Fußball-WM sind.
„Sollten sich unsere Befragungwerte als realistisch herausstellen, würden 0,27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verloren gehen“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Voeth. Im Vergleich zur WM 2006 wäre der Verlust aber weniger gravierend: „Die verlorene Arbeitszeit wirkte sich 2006 mit 0,4 Prozent des BIP gravierender aus“, ergänzt Jeanette Loos, Projektleiterin der WM-Studie.
Chefs haben kein Problem mit der WM-Zerstreuung
Doch obwohl den Betrieben möglicherweise Geld durch die Lappen geht, sehen die Chefs das WM-Fieber eher locker. „Grundsätzlich gehen Arbeitnehmer davon aus, dass ihr Arbeitgeber es nicht gut findet, wenn sie sich während der Arbeitszeit mit der WM beschäftigen“, meint Co-Leiterin Sabine Schwarz. Zum Beispiel befürchten rund 20 Prozent der Befragten laut Studie, dass ihr Chef Büro-Tippgemeinschaften sanktionieren würde.
Tatsächlich seien Deutschlands Chefs jedoch viel toleranter als gedacht – wenn es um das Thema WM geht. „Nur 7,1 Prozent der befragten Chefs würden es in Erwägung ziehen, Büro-Tippgemeinschaften abzustrafen“, sagt Sabine Schwarz.
Generell scheinen Deutschlands tolerante Arbeitgeber kein Problem mit den meisten WM-Aktivitäten ihrer Mitarbeiter zu haben. 60 bis 70 Prozent der Chefs finden es in Ordnung, wenn die Arbeitszeit in kleinen Teilen dazu genutzt wird, WM-Ergebnisse im Internet abzurufen, oder wenn zur WM das Radio eingeschaltet wird.
Nur die WM-Spiele während der Arbeitszeit wäre keine gute Idee. Fast 70 Prozent würden dieses Verhalten ihrer Mitarbeiter im Büro nicht tolerieren, so die Studie. Allerdings rechnet die Mehrheit der Arbeitnehmer auch nicht damit, mit TV-Schauen im Büro auf Gegenliebe zu stoßen.
Mehr Informationen zur Studie gibt es unter www.wm-studie.de
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