Ein niedriger Cholesterinspiegel schützt vor Infektionen
26. Oktober 2011 von Riedel
Es wird Herbst und damit beginnt auch wieder die Zeit der Erkältungen. Jetzt möchte natürlich niemand krank sein. Daher verdienen sich Hersteller von Grippemitteln und Vitaminpräparaten eine goldene Nase. Wahrscheinlich weniger bekannt ist, dass auch ein niedriger Cholesterinspiegel vor Infektionen schützen kann.
Wenn Sie häufig unter einer Vireninfektion leidet, sollten Sie einmal Ihren Cholesterinspiegel messen lassen. Wenn dieser permanent zu hoch ist, haben Viren leichtes Spiel. Daher neigen Menschen mit einem erhöhten Cholesterinspiegel auch eher zu Erkältungen. Um das Immunsystem zu stärken, sollte man daher den Cholesterinspiegel senken. Anders herum könnte man Viren in der Zukunft möglicherweise mit Cholesterinsenkenden Mitteln bekämpfen.
Das ist das Ergebnis einer internationalen Forschergruppe. Diese wollten den Einfluss des Stoffwechsels auf das Immunsystem näher betrachten. Dabei stellten sie fest, dass das Immunsystem bei einer Vireninfektion bestimmte Proteine produziert, das den Cholesterinspiegel senkt. Auf den ersten Blick scheint das recht sinnlos zu sein. Aber zumindest bei Mäusen hat ein niedrigerer Cholesterinspiegel positive Auswirkungen auf die Infektion. Denn die Viren fühlen sich in einem Organismus mit einem erhöhten Cholesterinspiegel wohler. Mit ihrer Studie konnten die Wissenschaftler erstmals einen direkten Zusammenhang zwischen dem Fettstoffwechsel und dem Immunsystem nachweisen.
Noch ist nicht wirklich klar, wie der Stoffwechsel während oder nach einer Vireninfektion beeinflusst wird. Allem Anschein nach sind Viren und Bakterien aber auf Cholesterin angewiesen, damit sie sich besser vermehren können. Je mehr Cholesterin, desto schneller verbreiten sich die Erreger.
Um zu diesem Ergebnis zu kommen, infizierten die Forscher Zellen aus dem Knochenmark von Mäusen mit Zytomegalie-Viren. Dann warteten und beobachteten sie. Dabei stellten sie fest, dass die Zellen nach der Infektion vermehrt einen Botenstoff namens Interferon produzierten. Eigentlich wird dieses Interferon, das das Immunsystem stimuliert, von den weißen Blutkörperchen produziert, die für unsere Immunabwehr zuständig sind. Gleichzeitig sorgt das Interferon dafür, dass der Organismus weniger Enzyme des Cholesterin-Stoffwechsels herstellt. Dadurch reduziert sich auch der Cholesterinspiegel. Einige Kontrollversuche mit anderen Viren bestätigten das Ergebnis.
Im Anschluss testeten die Wissenschaftler, ob man mit cholesterinsenkenden Mitteln wie Statinen einen ähnlichen Effekt erzielen könnte. Dabei stellten sie fest, dass die Mittel die Vermehrung der Erreger im Organismus deutlich verlangsamten. Jetzt hoffen die Forscher, dass man mit den Erkenntnissen entsprechende Medikamente entwickeln kann, die den Cholesterinspiegel senken und gleichzeitig vor Infektionen schützen können.
Peter Ghazal (University of Edinburgh) et al: PLoS Biology, doi: 10.1371/journal.pbio.1000598.s011
Foto: mara.l auf pixelio.de