Facebook, Google & Co – Suchen Personalchefs wirklich im Internet?
3. Februar 2011 von Riedel
Um möglichst viel über neue Bewerber herauszufinden, suchen Personalchefs bei Google und Facebook möglichst viele Informationen über den potentiellen Angestellten. Doch wie eine neue Umfrage der Universität Erfurt ergeben hat, ist das nur ein Mythos.
Das Internet weiß so ziemlich alles über jeden von uns. Mit etwas Zeit und dem nötigen Know how lässt sich fast alles herausfinden, je nachdem was wir beispielsweise in sozialen Netzwerken wie Facebook von uns preisgeben. Geburtsdatum, Hobbys, Beziehungsstatus, wo wir den letzten Urlaub gemacht haben, usw. Das könnten sich auch Personalchefs zu nutze machen, wenn sie die neuen Bewerber überprüfen. Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung tun sie das aber nicht. Was würden denn Personalchefs denken, wenn einer ständig Urlaub auf Mallorca macht, am besten noch am Ballermann…
Monster-Studie
Ob Personalmanager soziale Netzwerke und Suchmaschinen nutzen, um mehr über die Bewerber zu erfahren, und wenn ja, welche sie nutzen und wie, wollten acht Studierende der Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt wissen. In Zusammenarbeit mit dem Online-Karriereportal monster.de haben sie im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit nachgeforscht und Erstaunliches herausgefunden.
Für ihre Recherchen haben sie Recruiting-Messen besucht und Bewerber sowie die Personalverantwortlichen in großen Unternehmen befragt, ob diese wirklich Netzwerke wie Xing, Facebook, VZs oder ähnliche Seiten zur Informationsbeschaffung nutzen und ob sie zumindest einmal den Namen des Bewerbers googeln. Dabei wurde schnell klar, dass die Informationsbeschaffung im Internet bei der Prüfung der Kandidaten so gut wie nicht genutzt wird.
Kein Interesse an Google
Laut den Ergebnissen der Arbeit spielen weder Google noch ein Netzwerk bei der Auswahl der Bewerber eine wichtige Rolle. „Vielen Personalabteilungen ist der Zeitaufwand für einen vorherigen Check der Bewerber im Internet zu hoch“, sagt Heiner Stahl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Vergleichende Literaturwissenschaft, Kultur- und Medientheorie, Mediengeschichte an der Universität Erfurt, der die Studie zusammen mit Professor Michael Giesecke im Rahmen der Projektstudienphase des BA-Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt betreut hat. Die Vermutung, dass Personalchefs erst einmal alles über die Bewerber herausfinden wollen, ist also ein Mythos.
„Vom gläsernen Bewerber sind wir weit entfernt. Die Untersuchung unserer Studierenden hat zeigt, dass zwischen Unternehmensrealität und medialer Präsenz eine große Lücke klafft.“ Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung läuft das klassische Bewerbungsverfahren zunächst immer noch „analog“. Wenn überhaupt, würden die Kandidaten erst am Ende des Bewerbungsverfahrens auch digital geprüft. So ist es denkbar, dass bei zwei gleich qualifizierten Bewerbern beide Kandidaten nach ihren Fußspuren im Internet gegoogelt werden. Doch den Ausschlag, wer einen Job bekommt, gibt in der Regel immer noch das persönliche Gespräch.
Nur weil viele Personalchefs nicht im Internet recherchieren, heißt das aber nicht, dass man unbedarft alles von sich preisgeben sollte. Zum einen suchen immer mehr, vor allem jüngere, Personalplaner im Internet, zum anderen nimmt der generelle Einfluss des Internets auf das Bewerbungsverhalten zu. Insofern sollte man immer gut überlegen, wann man wo, wie und vor allem was man postet. Wer die letzten Urlaubsbilder im Bikini oder die letzten Karnevalsbilder trotzdem veröffentlichen möchte, kann sich beispielsweise lieber zwei Profile anlegen. Ein Unsichtbares (nicht unbedingt mit dem richtigen Namen) für private und eines mit dem richtigen Namen für offizielle Zwecke. Ob man einen Job aber letztendlich bekommt, hängt nicht vom Facebook-Profil, sondern vom persönlichen Auftreten ab.
Hintergrund:
Die vorliegende Studie haben die Studierenden im Rahmen ihrer Projektstudienphase an der Universität Erfurt erarbeitet. Sie stellt eine Besonderheit in der deutschen kommunikationswissenschaftlichen Lehre dar. In ihrem letzten Studienjahr wenden die Studierenden darin in Kleingruppen von sechs bis acht Personen ihr bis dahin erworbenes Wissen auf die Lösung realer oder realitätsnaher Problemstellungen an. Über zwei Semester hinweg ist dies ihre einzige Lehrveranstaltung, die von einem Professor individuell betreut wird. Gemeinsam mit externen Projektpartnern (z.B. Einrichtungen der öffentlichen Hand, öffentliche Institutionen und Organisationen, freie Unternehmen) werden die Themen und Fragestellungen entwickelt. In der Vergangenheit konnten u.a. das ZDF, MTV, Premiere und die Pro-Sieben-SAT.1-Gruppe, T-Online, die Deutsche Post und das Bundespresseamt oder die Hubert Burda Media AG als Projektpartner gewonnen werden.