Frische Luft für gute Entscheidungen
26. Oktober 2012 von Riedel
Wer eine wichtige Entscheidung treffen muss, sollte vorher einmal gut durchlüften. Denn wie eine aktuelle Studie ergeben hat, verschlechtert dicke Luft die Qualität unserer Entscheidungen.
Wenn man stundenlang zusammensitzt und diskutiert, brummt einem irgendwann einmal der Schädel. Trotzdem muss bei den meisten Sitzungen noch eine Entscheidung getroffen werden, bevor man wieder auseinander gehen kann. Diese Entscheidung sollten Sie aber niemals überstürzt treffen. Ansonsten kann sich der Beschluss als falsch herausstellen. US-Forscher der State University of New York raten daher, vor der finalen Abstimmung einmal frische Luft zu atmen. Denn je mehr CO2 im Raum ist, desto mehr wird das Entscheidungsvermögen beeinflusst.
Kohlenstoffdioxid oder chemisch CO2 ist in höherer Konzentration in der abgeatmeten Luft enthalten. Daher steigt die CO2-Konzentration in geschlossenen Räumen an. Je mehr Menschen im Zimmer sind, desto höher wird die Kohlenstoffdioxid-Belastung. Bisher ging man davon aus, dass erst ab einer Dichte von 10.000ppm (parts per million) das menschliche Gehirn beeinträchtigt wird. Daher wurde dem CO2 auch bisher keine große Bedeutung zugemessen. Schließlich liegt die Freiluft-Konzentration bei rund 380 ppm, in geschlossenen Räumen bei ca. 1.000ppm und wenn sich sehr viele Menschen in einem Raum aufhalten bei mehreren tausend ppm. Tatsächlich beeinflusst aber schon eine deutlich geringere CO2-Konzentration unser Urteilsvermögen.
Die US-Forscher testeten das Urteilsvermögen von 24 Probanden bei verschiedenen CO2-Dichten in geschlossenen Räumen. Die Testpersonen mussten bei 600, 1.000 und 2.500 ppm eine für ein Unternehmen wichtige Entscheidung treffen. Die unterschiedlichen Konzentrationen sind für die menschliche Wahrnehmung nicht spürbar, wohl aber für das Gehirn.
Durchgefallen beim Managertest
Bei den Tests schlüpften die Testpersonen beispielsweise in die Rolle eines Firmenmanagers. Ein entsprechendes Computerprogramm wurde eigens entwickelt, um die geistige Leistungsfähigkeit im Bezug auf Entscheidungsfindungen zu untersuchen. Anhand bestimmter Informationen mussten sie Entscheidungen treffen, die das virtuelle Unternehmen aus einer Krise führen sollen.
Bei der Auswertung stellten die Wissenschaftler fest, dass bereits bei einer sehr geringen CO2-Konzentration die Entscheidungsqualität nachließ. Der Unterschied zwischen 600ppm und 1.000ppm war bereits deutlich messbar. Bei 2.500ppm nahm die Qualität noch einmal deutlich ab. Auch wenn die Zahl der Probanden sehr gering war, kann man davon ausgehen, dass eine höhere CO2-Konzentration eine deutlich negative Auswirkung auf unser Urteilsvermögen hat. Die Forscher wollen nun mit größeren Gruppen die Studie noch einmal wiederholen. Aber schon jetzt kann die Empfehlung nur lauten, sich eine Entscheidung am besten an der frischen Luft noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.
Usha Satish (State University of New York) et al.:Environmental Health Perspectives, doi: doi:10.1289/ehp.1104789