Früh- oder Spätaufsteher – Ein Leben aus dem Takt
18. Januar 2016 von Riedel
Die Arbeitswelt bevorzugt diejenigen, die kein Problem damit haben, früh aufzustehen, während die Langschläfer oft (zu unrecht) als Faulpelze betrachtet werden. Schließlich ist es egal, wann man seine Arbeit erledigt. Dennoch werden die Eulen zum früh Aufstehen gezwungen. Darunter können die Gesundheit und die Arbeitsleistung leiden.
Ein normaler Arbeitstag beginnt für viele um acht oder spätestens um neun Uhr morgens. Um nicht zu verschlafen am Schreibtisch aufzutauchen, muss man dafür bereits früh aufstehen. Zu früh für viele Menschen, die lieber länger schlafen würden, dafür abends später ins Bett gehen würden. Langschläfer haben den Ruf, faul zu sein, da sie am liebsten noch im Bett liegen würden, während die anderen schon den halben Arbeitstag hinter sich gebracht haben. Allerdings darf man hier nicht zu früh urteilen. Denn die Nachtmenschen leisten genau so viel, nur eben später am Tag. Für sie wäre es auch kein Problem, bis 1Uhr morgens zu arbeiten. Doch da hat unsere Arbeitswelt etwas dagegen.
Die Jobs bevorteilen ganz klar die so genannten Lerchen, die kein Problem damit haben, um sechs Uhr aufzustehen und um acht gut gelaunt am Schreibtisch zu sitzen, während in kaum einem Betrieb der Arbeitstag erst um elf beginnt. Entsprechend müssen sich die Spätaufsteher, die so genannten Eulen, an diesen Tagesrhythmus anpassen und zu einer ungeliebten Uhrzeit den Wecker stellen. Dadurch bringen sie aber auch ihren kompletten inneren Rhythmus durcheinander. Und das kann gefährlich werden.
Biorhythmus aus dem Takt
Eine Gruppe Wissenschaftler von der Universität Pittsburgh wollte wissen, ob es ungesund ist, ein Arbeitsleben angepasst an die sozialen Zwänge und losgelöst von der eigenen inneren Uhr zu führen oder ob gesundheitliche Probleme bei den Eulen durch Begleiterscheinungen wie schlechtem Schlaf oder einer ungesunden Lebensweise entstehen. Dazu führten sie eine Untersuchung mit 447 gesunden Erwachsenen zwischen 30 und 54 Jahren durch (Clin Endocrinol Metab, online 2015, 18. November). Die Probanden arbeiteten mindestens 25 Stunden pro Woche, regelmäßig und nicht im Schichtdienst.
Erste Ergebnisse ergaben, dass 84,8 Prozent der Teilnehmer an arbeitsfreien Tagen lieber später ins Bett gehen und dafür auch länger schliefen als an normalen Arbeitstagen. Nur 15,2 Prozent hielten ihren Schlaf-Wach-Rhythmus auch am Wochenende ein oder standen sogar noch früher auf. Daher kann man davon ausgehen, dass die meisten Teilnehmer ihren Arbeitstag lieber später beginnen und dafür etwas länger schlafen würden.
Weiter stellten die Forscher fest, dass je größer dieser „soziale Jetlag“, also das Missverhältnis zwischen innerer Uhr und der tatsächlichen Schlafzeit war, desto höher war das Risiko für verschiedene Stoffwechselkrankheiten. Auch die Blutfettwerte, das Nüchterninsulin, Taillenumfang und BMI waren bei der chronologischen Dysbalance deutlich verschlechtert. Das galt auch bei der Berücksichtigung anderer demografischer Faktoren und Schlafcharakteristika.
Risiko Biorhythmus
Auf die Frage, warum der Körper so unter dem Jetlag leidet, haben die Wissenschaftler nur eine Erklärung. So gibt es im Gehirn wohl eine Art „innere Uhr“. Über bestimmte Gene sorgt der Bereich dafür, dass je nach gefühlter Tageszeit bestimmte Prozesse an- und abgeschaltet werden. Diese sensiblen Mechanismen werden durch das gewaltsame Aufwachen vor der eigentlichen Wach-Zeit durcheinandergebracht. Adipositas, Typ-2-Diabetes und atherosklerotische Herz-Kreislauf-Schäden sind den Forschern zufolge mögliche Langzeitfolgen.
Leider werden diese Ergebnisse nicht dazu beitragen können, die Arbeitszeiten zu ändern. Seinen eigenen Biorhythmus kann man ohnehin nur schwer beeinflussen. Insofern kann man höchstens versuchen, präventiv den Tagesablauf an den eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus anzupassen, um keine langzeitlichen Folgen davonzutragen.