Gesund Sitzen im Büroalltag
22. Juli 2014 von Riedel
Die Zahlen sprechen für sich: 2013 gab es rund 40 Millionen Fehltage bedingt durch Rückenschmerzen. Ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Daher setzen viele Unternehmen heute auf Maßnahmen, um den Arbeitsausfall durch Rückenbeschwerden möglichst gering zu halten. Neben Firmensport und kurzen Bewegungspausen zählt hierzu auch die Ausstattung des Arbeitsplatzes.
Gastbeitrag
Wer Mitarbeiter beschäftigt, die viele Stunden am Schreibtisch arbeiten, kommt um eine entsprechende rückenschonende Büroeinrichtung kaum herum. Betrachtet man das ganze mit Zahlen, erkennt man, dass dies auch sinnvoll ist: Der normale Büroangestellte verbringt durchschnittlich 212 Tage am Arbeitsplatz. Das sind fast 1.700 Stunden jährlich, die meist im Sitzen vor dem Bildschirm verbracht werden. Der richtige Bürostuhl kann hier schon eine enorme Entlastung für den Bürotätigen sein.
Es gibt zahlreiche Kriterien, die einen guten Bürostuhl auszeichnen. Der Stuhl alleine ist jedoch nur die halbe Miete. Unternehmen sollten ihrem Personal idealerweise die gesunde Sitzhaltung vermitteln. Entweder durch „Sitzkurse“ oder einen Ergonomie-Beauftragten im Unternehmen selbst.
Grundsätzlich gilt:
Der Körper benötigt auch beim Sitzen Bewegung und Halt. Dies erklärt sich daraus, dass der Mensch aufgrund seiner Anatomie „zum Laufen geboren“ ist. Fehlt uns Bewegung, werden Muskeln abgebaut und der Körper degeneriert. Nun können (und sollen) Mitarbeiter keine Sprints im Büro absolvieren – es reicht bereits, regelmäßig kleine Pausen einzulegen, zwischendurch aufzustehen und sich zu bewegen. Ein Gang zum Drucker oder zur Kaffeemaschine ist schließlich auch Bewegung.
Der Psychologe Frank Fischer von der Universität München betont, dass Gehen kreativ macht und die Gedanken besser fließen. Wer ohne Unterbrechung zwischen acht und zehn Stunden am Schreibtisch sitzt, tut seiner Gesundheit und seiner Konzentration keinen Gefallen. Unternehmen, die sich die Ausstattung aller Bildschirmplätze mit elektrisch höhenverstellbaren Schreibtischen nicht leisten können, sollten die Belegschaft lieber einmal pro Stunde aufstehen lassen.
Damit bei der Wahl des richtigen Arbeitsmittels nichts schiefgeht, sollten Sie bei Bürostühlen auf folgende Merkmale achten:
Synchron- & Wippmechanik
Rückengerechte und moderne Bürostühle verfügen über eine Synchron- oder Wippmechanik, wobei erstere die hochwertigere ist. Diese Mechaniken sorgen dafür, dass der Rücken an der Rückenlehne bleibt und dieser durch die Wippbewegung zum Arbeiten gezwungen wird. Das fördert insbesondere die Durchblutung der Bandscheiben und ermöglicht zudem unterschiedliche, bequeme Arbeitshaltungen, was den Sitzkomfort enorm erhöht.
Permanenter Rückenkontakt
Je nach Größe des Sitzenden sollte die Rückenlehne variieren. Für sehr große Menschen eignet sich eine zusätzliche Nackenstütze – bis zu den Schulterblättern muss die Rückenlehne jedoch in jedem Fall reichen. Ferner lässt sich eine gute Rückenlehne neigen und passt sich den individuellen Bewegungen des Sitzenden an.
Sitzhöhe
Ein Drehstuhl muss höhenverstellbar sein. Menschen sind unterschiedlich groß und Schreibtische variieren ebenfalls in der Höhe. Man sitzt erst dann richtig am Schreibtisch, wenn die Fußsohlen den Boden berühren, und die Beine angewinkelt sind. Gleichzeitig sollte beim aufrechten Sitzen der Winkel zwischen Ober und Unterarm in etwa 90 Grad betragen, wenn die Unterarme auf dem Tisch liegen.
Wohlfühlfaktor Armlehnen
Oft unterschätzt und sehr wichtig sind Armlehnen. Sie entlasten Schulter- und Nackenpartie entscheidend. Was ist zu beachten? Auch Armlehnen müssen sich individuell auf die Körpergröße einstellen lassen können. Armlehnen sind von der Höhe richtig eingestellt, wenn zuerst der Bauch beim Heranrollen den Schreibtisch berührt und nicht die Armlehne. Versuchen Sie einmal, einen Tag lang ohne Armlehen zu arbeiten. Sie werden den Unterschied spüren!
Optimales Sitzen
Eine gute Federung trägt dazu bei, das Körpergewicht abzufangen, wenn man sich hinsetzt oder in den Bürostuhl fallen lässt. Dies schont die Gelenke. Beim Sitzen beträgt dann der richtige Abstand zur Schreibtischunterseite etwa eine Handbreite. Die Sitzbreite kann durchaus verschieden ausfallen: Einerseits empfindet jeder – abhängig von Körperumfang und Gewicht – das Wohlgefühl beim Sitzen unterschiedlich. Andererseits gelten 40 bis 48 Zentimeter als optimal, und der Sitz darf nicht zu sehr nach hinten hochgezogen sein. Ansonsten besteht die Gefahr, aus dem Sitz heraus zu gleiten (Rutschbahneffekt).
Besonders nützlich ist zudem die Lordosenstütze. Diese kaum sichtbare, kleine, feste Wölbung stützt die Lendenwirbelsäule. Bei hochwertigen Bürostühlen lässt sich die Lordosenstütze individuell einstellen.
Geeignete Rollen
Bürostühle haben je nach Bodenbelag andere Rollen. Bei Teppichböden nutzt man einfarbige und harte Rollen. Für Fliesen, Parkett und Laminat hingegen kommen weiche, zweifarbige Rollen zum Einsatz. Diese müssen auf dem harten Untergrund – abhängig vom Gewicht – auf jeden Fall gut und sicher bremsen.
Welche Stoffe eignen sich?
Netzstoffe bieten im Sommer den Vorteil, dass die Luft auch an der Rückenlehne zirkulieren kann. Ein klarer Vorteil gegenüber herkömmlich bezogenen Dreh- und Bürostühlen. Generell eignet sich aber ein strapazierfähiger Stoff, der auch nach stundenlangem Gebrauch nicht durchscheuert und unansehnlich wird. Nachteilig sind meist günstige Kunstledermodelle, da diese nach etlichen Scheuertouren bereits starken Materialabrieb haben.
Arbeitshocker
In den letzten Jahren sind zunehmend Sitzmöbel in Mode gekommen, die ohne Rücken- oder Armlehne auskommen. Unter ergonomischen Gesichtspunkten mobilisieren solche Arbeitshocker jedoch die Rückenmuskulatur nicht in gleicher Weise wie ein Bürostuhl, der die oben genannten Kriterien erfüllt. Für viele Einsatzzwecke oder Berufsgruppen, beispielsweise für Lehrer, sind diese Stühle jedoch als sehr sinnvoll anzusehen.
Behalten sie einfach diese Dinge im Hinterkopf – dann steht dem gesünderem Arbeiten am Schreibtisch nichts mehr entgegen. Übrigens: Neben dem Fakt, dass die Arbeit gesünder ist, sorgt bequemes Sitzen vor allem auch für mehr Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz. Und dass zufriedene Mitarbeiter produktiver sind, weiß jede Chefetage.
Quelle und Foto: Stephan Forstmann
Immer mehr ein Thema ist für uns deutsche Büroarbeiter rückenfreundliches Arbeiten am Arbeitsplatz, da wir immer weniger „openair“-Jobs, sondern Bürojobs verrichten. Vollkommen richtig ist es für die tägliche Büroarbeit den geeigneten Bürostuhl mit den individuell notwendigen Ausstattungsmerkmalen anzuschaffen wie im Artikel schön erklärt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin in Kombination mit einem Steh-Sitz-Schreibtisch die Bewegung im Büro zu fördern und den Rückenapparat so zu unterstützen. In modernen Büros sollten nur noch diese speziellen Schreibtische zum Einsatz kommen.