Gesundes macht dick und faul
4. August 2011 von Riedel
Wer seinem Körper etwas Gutes getan hat, hat sich eine Belohnung verdient. Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Denn allzu oft macht diese Belohnung alles Gesunde mehr als kaputt.
Das Gefühl, dem Körper etwas Gutes getan zu haben, kann man sich in etwa wie ein Konto vorstellen, auf das man etwas Guthaben eingezahlt hat. Psychologen nennen dieses Phänomen „Licensing Effect“. Da ist es normal, wenn sich ab und zu von diesem Gefühlskonto eine Belohnung auszahlen kann. Schließlich möchte man sich von seinem hart erarbeiteten Geld auch mal etwas gönnen.
Nun besteht aber das Problem, dass wir oft denken, dass unser angespartes Gesundheits-Guthaben größer ist, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Umso größer fällt dann auch die Belohnung aus. Doch ebenso wie wir unser Girokonto nicht überziehen sollten, ist das auch beim Gesundheitskonto der Fall. Leider haben wir hier im Gegensatz zum Girokonto keine konkreten Zahlen. Insofern kann es durch den „Licensing Effect“ schnell dazu kommen, dass eine eigentlich positive Handlung, wie beispielsweise Sport treiben oder einen Abend nur Salat essen, sich ins Gegenteil verkehrt. „Ich habe gestern Sport gemacht, also darf ich mir heute ein großes Eis gönnen.“ So, oder so ähnlich, lautet in dem Zusammenhang eine oft gehörte Aussage. Dass das Eis deutlich mehr Kalorien enthalten kann, als man beim Sport verbraucht hat, spielt in vielen Köpfen keine Rolle.
Pille als Alibi
Forscher aus Thailand haben in dem Zusammenhang den Effekt untersucht, der in uns nach der Einnahme von Vitamintabletten entsteht. Sie teilten 82 Probanden in zwei Gruppen ein, denen Tabletten ohne Wirkung verabreicht wurden. Der einen Hälfte wurde gesagt, dass es sich um Vitamintabletten gehandelt hat, die andere erfuhr die Wahrheit. Anschließend wurde bei zwei verschiedenen Experimenten getestet, wie die Ernährung und das Bewegungsverhalten der Versuchspersonen aussahen.
Gesundes macht dick und faul
Dabei stellten die Forscher schnell fest, welche Auswirkungen schon so etwas Kleines wie Vitamintabletten haben kann. Denn die Vitamin-Gruppe schlug beim Buffet, das nach dem Versuch gereicht wurde, deutlich stärker zu. Bei einem zweiten Experiment zeigte sich, dass die Vitamingruppe deutlich weniger Lust hatte, sich zu bewegen, als die Kontrollgruppe. Schließlich hatten sie durch die Einnahme der Vitaminpräparate schon etwas für die Gesundheit getan.
Es reicht also nicht, nur einmal etwas für die Gesundheit zu tun, und davon länger zu profitieren. Um gesund zu leben, sich gut zu ernähren und fit zu bleiben muss man genau aufpassen, wann, wie sehr und womit man sich belohnt.
Wen-Bin Chiou (National Sun Yat-Sen University, Kaohsiung) et al.: Psychological Science, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1177/0956797611416253
Foto: frugola auf pixelio.de