Handy verursacht Tinnitus
17. Mai 2011 von Riedel
Ob Handy-Strahlen nun krebserregend sind oder nicht, ist bisher nicht endgültig geklärt. Aber das Mobiltelefon kann noch weit mehr Probleme verursachen. Denn wer viel mit dem Handy telefoniert, erhöht möglicherweise das Risiko, an Tinnitus zu erkranken.
Unter Tinnitus versteht man ein permanentes Geräusch im Ohr. Dies kann ein Summen sein, ein Knacken oder ein Pfeifen. Ursachen für Tinnitus gibt es viele. Neben einem lauten Geräusch, beispielsweise ein Knall oder ein lautes Konzert, kann auch ein verspannter Nacken den Tinnitus auslösen. Forscher der Universität Wien haben nur Hinweise gefunden, dass auch Handys Tinnitus verursachen können.
Die Wissenschaftler unter Leitung von Michael Kundi verglichen die Handygewohnheiten von 100 Tinnitus-Patienten mit denen von 100 ohrgesunden Menschen. Dabei stellten sie fest, dass die Nutzer von Handys zu 37 Prozent häufiger unter den Ohrgeräuschen leiden. Telefoniert man 10 Minuten oder länger am Tag mit dem Handy, erhöht sich das Tinnitus-Risiko sogar um 71 Prozent. Auch die Dauer, wie lange wir insgesamt mit dem Mobiltelefon telefoniert haben, kann das Risiko erhöhen. Laut den Österreichischen Forschern verdoppelt sich das Tinnitus-Risiko nach vier Jahren Handy-Gebrauch.
Ist das Handy wirklich schuld?
Wie bei so vielen Studien muss man auch hier fragen, ob nun die Handys die Verursacher sind oder ob Menschen mit Tinnitus eher mit Handys telefonieren. Da die Ohrgeräusche durch Stress und Nackenverspannungen entstehen können, ist diese Frage durchaus berechtigt.
Dies vermuten auch die Forscher. Sie möchten nicht ausschließen, dass die Vieltelefonierer ständig erreichbar sein wollen und daher auch oft unter Stress stehen. Diese nervöse Anspannung macht anfällig gegen Ohrgeräusche. In diesem Fall müsste man das Handy an sich von jeglicher Schuld freisprechen.
Theorie: das Handy ist schuld
Psychologe und Umweltmediziner Kundi geben dem Mobiltelefon aber die direkte Schuld. So soll das Ohrgeräusch durch „ein Ungleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden neuronalen Verbindungen“ entstehen. Ein dauerhaftes Ungleichgewicht könnte nun den Tinnitus verursachen. Die Mikrowellen des Handys, die in großem Maße durch die Hörbahnen und das Innenohr absorbiert werden, können diese Dysbalancen vergrößern. Die Mikrowellenstrahlung der Handys, die üblicherweise bei rund 900MHz liegt, wird bereits seit längerer Zeit in Labors zur Aktivierung bestimmter Neuronen benutzt. Wird das Ohr länger mit dieser Frequenz „bestrahlt“, wäre es nicht verwunderlich, wenn die Nervenbahnen im Ohr zu sehr gereizt wären.
Ein weiteres Problem könnte sein, dass wir überall mit dem Handy telefonieren. Auch im Freien oder im Straßenverkehr, wo man das Mobiltelefon fest ans Ohr drücken muss, um den Gesprächspartner zu verstehen. Dadurch wird auch die Durchblutung gestört, sagt Kundi. Zudem erhöht das laute Geräusch das Tinnitus-Risiko. Hier kann man davon ausgehen, dass Menschen, die viel mit dem Handy telefonieren, es beispielsweise auch als MP3-Player verwenden und daher das Ohr mit einem hohen Lärmpegel quälen. Im Kopfhörer entstehen oft Geräusche von 100 Dezibel und mehr. Dies entspricht dem Geräusch eines vorbeifahrenden LKWs.
Foto: dreams4ever auf pixelio.de