Rücken-OP: Wenn der Schmerz bleibt
4. November 2015 von Riedel
Es gibt immer mehr Menschen mit Rückenschmerzen. Entsprechend steigt auch die Zahl der Rücken-OPs. Doch nicht immer bringt die Operation die gewünschte Linderung. Das kann auch an der falschen Diagnose liegen. Oft ist das Iliosakralgelenk schuld an den Problemen. Und hier hat eine OP wenig Aussicht auf Erfolg.
Pressemitteilung
Jährlich nimmt die Zahl der Operationen an der Wirbelsäule zu. Mediziner stabilisieren dabei besonders häufig den Lendenwirbelbereich, in dem vermehrt Wirbel- und Bandscheibendefekte auftreten. Bei vielen Patienten halten die Schmerzen jedoch auch nach dem Eingriff weiter an, verstärken oder verlagern sich. Hierfür kommen mehrere Ursachen in Betracht. Ein meist nicht herangezogener, aber oft verantwortlicher Auslöser ist das Iliosakralgelenk, kurz ISG genannt. Dieser zwischen Kreuzbein und Becken liegende Bandapparat dient als wichtige Übergangsstelle zwischen Wirbelsäule und Beinen. „Infolge von bestimmten Wirbelsäulenoperationen gerät dieser sensible Bereich leicht unter schmerzhafte Dauerbelastung“, weiß Priv.-Doz. Dr. med. Markus Weißkopf, Chefarzt für Chirurgie und Unfallchirurgie des Wirbelsäulenzentrums Nordschwaben. Doch nur wenige Ärzte beziehen das Gelenk in ihre Diagnose ein.
Dominoeffekt in der Wirbelsäule
Operativ gesetzte Stabilisierungen der Wirbel – etwa fixierende Schrauben oder komplette Wirbelversteifungen – stützen zwar das zuvor instabile Rückgrat, führen durch die teilweise verursachte Bewegungseinschränkung jedoch häufig zu Muskelverspannungen und Mehrbelastungen ober- und unterhalb des betroffenen Areals. Es kommt zu einer sogenannten Anschlussdegeneration. „Vor allem bei entsprechenden Behandlungen der Lendenwirbel wirken sich die Folgebelastungen in vielen Fällen direkt auf das im Beckenbereich liegende ISG aus“, erklärt Dr. Weißkopf. Da die dann auftretenden Schmerzen stark denen eines Bandscheibenvorfalls ähneln, bleibt der eigentliche Auslöser oftmals unentdeckt. Dabei ließe sich das ISG ganz leicht wieder ins Gleichgewicht bringen und die ursprüngliche Schmerzquelle ausschalten.
Zurück zur Balance
Patienten mit akuten Blockierungen helfen meist schon Wärmeanwendungen, um das sogenannte ISG-Syndrom und die Schmerzen zu behandeln. Außerdem dienen physiotherapeutische Maßnahmen dem Muskelaufbau und der Stabilisierung des Gelenks. Auch gezielte Schmerzmittel-Injektionen kommen in einigen Fällen lindernd zum Einsatz. „Helfen diese Maßnahmen nicht weiter, steht Betroffenen eine minimalinvasive Behandlung zur Verfügung, die das Gelenk mit drei kleinen, sogenannten iFuse-Implantaten in eine stabile Balance bringt“, berichtet der Experte. Nach dem Einsetzen der Dreiecksimplantate in das Darm- und Kreuzbein tritt eine sofortige Verbesserung der Beeinträchtigungen ein, sodass Patienten vielfach weitere Eingriffe an der Wirbelsäule erspart bleiben. Mit der Zeit verwachsen die Dreiecksimplantate schonend mit dem umliegenden Gewebe. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten der Behandlung.
Iliosakralgelenkbeschwerden – Erste Anzeichen
• Ziehende Schmerzen im unteren Lendenwirbelbereich (vor allem beim Anziehen des Beines auf der betroffenen Seite – etwa beim Treppensteigen)
• Schmerzen im Bereich des Beckengürtels bzw. Gesäß
• Schmerzen in der Hüfte oder in der Leistengegend
• Beschwerden im Bereich der unteren Extremitäten (Taubheit, Kribbeln)
• Einseitige Beinschwäche, besonders bei Belastung
• Probleme beim Sitzen auf der betroffenen Seite
Jasmin Nowak