Was tun, wenn der Chef mein Facebook-Freund sein will
7. Juli 2011 von Riedel
Bei Facebook tummeln sich in den Freundeslisten Arbeitskollegen, Sportskameraden, Familienangehörige und Kneipen-Bekanntschaften. Aber was tun, wenn der Chef mein Freund sein will?
Facebook wurde einst unter anderem ins Leben gerufen, um mit Freunden oder Bekannten auch über größere Entfernungen in Kontakt zu bleiben. Viele machen sich nur wenig Gedanken, was sie für Statusmeldungen posten oder welche Urlaubsbilder sie veröffentlichen. Doch spätestens wenn der Chef eine Freundschaftsanfrage stellt, ist das unbeschwerte Facebook-Leben vorbei. Posts über die Sinnlosigkeit der Arbeit, den Alkohol-Konsum vom Wochenende oder Fotos vom Oben-Ohne-Strand kann man nicht mehr öffentlich machen, ohne Angst vor beruflichen Konsequenzen zu haben.
Eine Umfrage des Karriereportals monster.de hat nun auch ergeben, was vielen klar sein dürfte. Demnach möchten 74 Prozent der befragten Angestellten ihren Chef nicht bei Facebook als Freund adden. Das kann problematisch werden und für schlechte Stimmung in der Firma sorgen. Schließlich haben fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten bereits eine Freundschaftsanfrage ihres Bosses bekommen. Nun bleibt die Frage, wie man mit so einer Anfrage umgehen soll.
Weist man die Anfrage zurück, wird der Chef nicht besonders glücklich sein. Doch auf der anderen Seite gibt es gute Gründe, den Chef nicht zur Freundesliste hinzuzufügen. Schließlich gaben 29 Prozent an, dass Freunde einen bedenklichen Kommentar auf der Pinnwand hinterlassen haben und 39 wurden auf einem Foto verlinkt, das der Chef besser nicht zu Gesicht bekommen sollte.
Was kann man also tun, wenn der Chef auch der Freund sein will?
Es muss jedem klar sein, dass ein Chef kein Freund sein kann. Ein Freund kann einen nicht abmahnen, niemanden entlassen und auch kein Gehalt kürzen. Ein Chef kann das, auch wenn ein Eintrag bei Facebook kaum eine rechtliche Grundlage darstellen sollte. Die Bilder könnten spätestens bei der nächsten Beförderung im Kopf des Chefs herumspuken. In jedem Fall könnten private Bilder dem beruflichen Ansehen Schaden zufügen. Problematisch können hier auch Facebook-Spiele wie Farmville oder Mafia Wars sein. Diese Spiele basieren darauf, dass Facebook-Freunde sich gegenseitig auf der Pinnwand Anfragen stellen. Wer zu viele Anfragen stellt, könnte im Chef das Gefühl erzeugen, man würde nur spielen statt zu arbeiten.
Recht auf Privatsphäre
Auch wenn das Verhältnis zum Vorgesetzen gut ist, sollte man sich gut überlegen, ihn auch als Freund zu adden. Schließlich hat jeder Angestellte ein Recht auf Privatsphäre. Jeder hat ein Recht darauf, Job und Privates zu trennen. Ein guter Chef sollte diese Aussage gelten lassen, wenn Sie die Freundschaftsanfrage zurückweisen oder zumindest ignorieren.
Das gilt auch, wenn Kollegen den Chef schon als Freund geaddet haben. Schließlich muss jeder selber für sich wissen, wen er in seiner Freundesliste haben möchte und wie sehr man auf seinen Facebook-Account achten muss.
Notlösungen
Eine Notlösung kann sein, zwei Accounts zu unterhalten. Der eine unter einem falschen Namen für Freunde und Bekannte, auf dem man Urlaubsbilder oder Frotzeleien austauschen kann und einen seriösen Account unter dem richtigen Namen für Chefs und Kollegen. Hier muss jeder selber wissen, ob einem das die Mühe wert ist. Alternativ kann man in seinem Account Freundeslisten erstellen, um bestimmte Informationen nicht allen Kontakten zugänglich zu machen. Dies ist aber mit einem gewissen Aufwand verbunden, verlangt eine regelmäßige Aktualisierung und dennoch ist man nicht davor sicher, auf verfänglichen Bildern verlinkt zu werden.
Foto: claudia35 auf pixelio.de