Wieder einmal ein Rekordhoch für Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen
2. November 2015 von Riedel
Dass viele Menschen psychische Probleme haben ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Auch in der Arbeitswelt ist das deutlich spürbar. Im letzten Jahr stieg die Zahl der psychisch bedingten Fehltage auf ein neues Allzeithoch.
Stress, Burnout und Depressionen sind schon fast zu einem gewohnten Bild in Unternehmen geworden und beileibe kein Tabuthema mehr. Das ist auch nur schwer möglich. Denn schaut man auf die steigende Zahl der psychisch bedingten Fehltage fehlt jeder Arbeitnehmer rund drei Tage im Jahr aufgrund psychischer Probleme.
Psyche auf Platz 2
Das ist zumindest das Ergebnis des „Psychoreport 2015“, der von der DAK in Auftrag gegeben wurde. Alleine die rund 1,9 Millionen bei der DAK versicherten Arbeitnehmer verzeichneten 2014 6,3 Millionen Fehltage oder eben umgerechnet 3,3 Fehltage pro Arbeitnehmer. „Damit lagen sie erstmals auf dem zweiten Platz der Krankheitsarten für Fehltage nach Muskel- und Skeletterkrankungen“, sagte Susanne Hildebrandt vom IGES-Institut in Berlin.
Für den Report wurden die Gesundheitsdaten von rund 2,6 Millionen erwerbstätiger Versicherten ausgewertet, anonym versteht sich. „Die Ergebnisse des Psychoreports verdeutlichen nicht nur den bestehenden Handlungsbedarf. Sie motivieren uns auch dazu, neue Angebote zu erarbeiten, die die Versorgung verbessern“, sagte Herbert Rebscher, Vorstandschef der DAK-Gesundheit.
Spitzenreiter Depressionen
Aufgeschlüsselt nach einzelnen Diagnosen entfallen die meisten Fehltage auf Depressionen, die immer weiter auf dem Vormarsch sind. Je 100 Arbeitnehmer werden 112 Fehltage im Jahr durch Depressionen hervorgerufen. Mit weitem Abstand (42 Fehltage je 100 Arbeitnehmer) folgen Anpassungsstörungen. Der von vielen immer wieder gefürchtete Burnout landet mit 5,2 Fehltagen pro 100 Arbeitnehmer weit abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze. Im Vergleich zu 2011 hat sich die Zahl der Burnout-Tage damit fast halbiert. Dafür hat Hans-Peter Unger, Chefarzt am Zentrum für seelische Gesundheit der Asklepios Klinik Hamburg-Harburg, eine einfache Erklärung: „Burnout ist mittlerweile eher zur Beschreibung eines Risikozustands geworden. Von chronischem Stress verursachte psychische Krankheiten werden heute als Anpassungsstörungen oder Depressionen erkannt.“
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Auffällig war, dass Frauen fast doppelt so oft wegen psychischer Probleme krankgeschrieben waren als Männer. Allerdings zeigt der DAK-Gesundheitsreport, dass auch die psychisch bedingten Krankschreibungen bei Männern stark zunehmen. Beispielsweise steig die Zahl der Fehltage bei den 15- bis 19-Jährigen innerhalb von neun Jahren um 250 Prozent.
Ursachen
Immer mehr Stress, ständige Erreichbarkeit, Mobbing und Angst um den Arbeitsplatz sind Hauptfaktoren für die psychischen Probleme der Arbeitnehmer. Bei den steigenden Zahlen wird es aber höchste Zeit, etwas gegen die psychische Belastung der Mitarbeiter zu unternehmen, sonst wird es einigen Büros hierzulande bald recht einsam.
Hier geht’s zum Psychoreport