Das Runners High
12. Januar 2009 von Riedel
Laufen macht glücklich. Denn beim Ausdauersport setzt der Körper Glückshormone, die so genannten Endorphine frei. Im Extremfall läuft man sich in einen regelrechten Rausch, in dem man keine Schmerzen mehr spürt und der Weg immer bergab zu gehen scheint. Die Suche nach diesem Rausch wird für einige Ausdauersportler zur regelrechten Sucht.
Der Punkt des Aufgebens ist erreicht. Die Füße schmerzen, als ob man barfuss über rot glühende Eisenspitzen laufen muss, das Herz klopft so stark, dass es bald aus der Brust zu springen droht und die Lunge ist kurz davor, die Atmung einzustellen. Der Läufer fragt sich, welchen Sinn es noch hat und hält schon Ausschau, nach dem nächsten Streckenposten, um seine persönliche Niederlage einzugestehen.
Wenn man denkt, es geht nicht mehr…
Doch wie aus dem Nichts sind alle Schmerzen vergessen und die Beine fühlen sich an, als ob sie erst 20 Meter gelaufen wären und nicht 20 Kilometer. Die Atmung geht wie von selber und man hat das Gefühl, ständig leicht bergab zu laufen. Dieses Gefühl stellt sich bei so manchem Marathonläufer ein, wenn er denkt, dass gar nichts mehr geht.
Auf der Jagd nach dem Runners High
„Runners High“ heißt das Gefühl, nach dem Hobby-Läufer während ihres Trainings oft vergeblich Ausschau halten. Denn auf Wunsch oder gar auf Befehl stellt sich der Zustand, in dem der Körper wie von selber zu laufen scheint, nicht ein. Aber was muss man tun und was passiert bei einem Läufer, wenn er das Runners High erlebt.
Für das Runners High gibt es kein Patentrezept
Wie gerade angesprochen kann das Runners High nicht bewusst herbeigeführt werden. Es tritt sehr selten und dann auch nur bei einer andauernden gleich bleibenden Belastung über einen längeren Zeitraum. Dieser muss mindestens eine halbe Stunde betragen, damit sich ein Hochgefühl einstellen kann. Ein Patentrezept oder eine ganz bestimmte Dauer einer Belastung gibt’s es aber aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen der Läufer nicht. Ebenso gelangen einige Läufer in den Zustand durch äußere Ruhe und ein harmonisches Umfeld, wie z.B. beim Laufen durch den Wald, während andere laute, bass-beladene Musik benötigen. Eines ist jedoch sicher. Und das ist ein regelmäßiges Training. Bei vereinzelten Läufen wird sich das Runners High nicht einstellen.
Laufen setzt Glückshormone frei
Bisher wurde meist angenommen, dass eine vermehrte Ausschüttung des so genannten Glückshormons Beta-Endorphin zu dem auch als „Glücksrausch“ bezeichneten Runners High führt. Nuklearmediziner und Neurologen der TU München und der Universität Bonn haben diese Vermutung in einer aktuellen Studie nun bestätigt. Beta-Endorphine lassen die Stimmung steigen. Bei vermehrtem Ausdauer-Training wird auch vermehrt Beta-Endorphin freigesetzt, die den Glücksrausch auslösen können.
Vorsicht vor der Runners Sucht
Aber wie bei jedem Rausch ist auch beim Runners High Vorsicht geboten. Denn bei einigen Läufern war das Gefühl so stark, dass sie auf der Suche nach einer weiteren Dosis Glück in eine richtige Lauf-Sucht hineinsteigern. Außerdem erkennt der Läufer Ermüdungserscheinungen oder leichte Schmerzen auf dem Weg zum Hochgefühl nicht als gefährlich an, sondern schreibt sie eher seiner Suche nach dem Glück zu. Auf die Zähne beißen und alles andere kommt von alleine scheint da das Motto zu sein, was Verschleißerscheinungen oder langwierige Verletzungen zur Folge haben kann. Schließlich kann sich das Hirn an eine vermehrte Zufuhr von Beta-Endorphin gewöhnen. Bleibt dieses einmal aus, können schlechte Laune oder Lustlosigkeit die Folgen davon sein.
Doch das sind nur extreme Ausartungen einer aus dem Ruder gelaufenen Laufsucht. Wer sich da hingehend im Griff hat, für den ist das Runners High eine wunderbare Belohnung für ein hartes Training.