Hängen Einkommen und Körpergewicht zusammen?
8. September 2014 von Riedel
Es ist schon länger bekannt, das gutaussehende Menschen oft besser bezahlt werden. Wissenschaftler des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) wollten nun wissen, ob auch das Körpergewicht beim Einkommen eine Rolle spielt.
Tatsächlich fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und dem Verdienst sowohl bei Männern wie auch bei Frauen. Auffällig war nur, dass sich bei Frauen allem Anschein nach Übergewicht negativ auf das Einkommen auswirkt während Männer von ein paar Kilos mehr durchaus profitieren. Dieses Ergebnis basiert auf dem Sozio-oekonomischen Panel, bei dem die Daten von rund 18.000 Arbeitnehmern in Deutschland analysiert werden.
Als ausschlaggebender Faktor gilt der BMI (Body-Mass-Index), also der Zusammenhang zwischen der Körpergröße und dem Körpergewicht. Wer hier unter 20 liegt, gilt als untergewichtig. Werte von 20-25 gelten als normal, während man bei Werten zwischen 25 und 30 als übergewichtig und bei Werten über 30 als adipös (Fettleibig) gilt.
Nach Angaben der IZA haben Frauen mit einem BMI von 21,5 das höchste Einkommen. Im Vergleich zu Frauen mit einem höheren BMI verdienen sie rund 12 Prozent mehr. Das gilt besonders für Jobs, bei denen Kontakt mit Kunden und Kollegen im Mittelpunkt steht, wie Gastronomie oder Vertrieb. Schlankere Frauen haben zudem bessere Chancen, einen Job zu finden. Laut Studie liegt das nicht an gesundheitlichen Aspekten sondern ausschließlich am momentan geltenden Schönheitsideal.
Bei Männern hingegen lag der ideale BMI bei 23 und höher. Waren die Arbeitnehmer untergewichtig, hatten sie durchschnittlich ein um acht Prozent niedrigeres Gehalt. Besonders auffällig war das bei Jobs, bei denen körperliche Arbeit im Vordergrund steht. Hier kann man davon ausgehen, dass die Personaler glauben, dass sehr schlanke Männer weniger Muskeln haben und daher weniger leistungsfähig sind.
Interessant wäre gewesen, wie sich die Einkommensstruktur im Verhältnis von BMI und Alter verhält. Dass junge, schöne Frauen als Kellnerin sattes Trinkgeld bekommen, verwundert nicht. Ob sie allerdings karrieretechnisch den „molligeren Kollegen“ – so die Wissenschaftler – das Wasser reichen können, ist nicht beschrieben. Ebenso ist bei Männern zu beobachten, dass mit steigendem Alter auch ein steigender BMI einhergeht. Ob sich das verdiensttechnisch bei einem Fließbandarbeiter auswirkt, ist nicht dokumentiert.
Wie immer bei etwas diskussionswürdigen Korrelationen weisen die Autoren auch darauf hin, dass weitere Studien die genauen Zusammenhänge zwischen Körpergewicht und Einkommen bei beiden Geschlechtern aufdecken sollen.
Heike Kreutz und Harald Seitz, www.aid.de
Weitere Informationen: IZA Diskussionspapier (www.iza.org)