Ist Laufen schlecht für die Gelenke?
15. Mai 2012 von Riedel
Wer mit dem Laufen beginnt, bekommt zu Beginn leicht Schmerzen in Kein und Knöcheln. Daher glauben auch Viele, dass Laufen schlecht für die Gelenke ist. Wenn man davon ausgeht, dass sich Knie, Sprung- und Hüftgelenk bei häufiger Belastung abnutzen, ist dieser Gedanke nachvollziehbar. Ob Laufen gesund ist oder nicht, hängt aber von der Dosis ab.
Wenn ein Scharnier häufig bewegt wird, nutzt es sich langsam ab. Ein Gelenk im Körper funktioniert von der Arbeitsweise nicht anderes als so ein Scharnier. Darum hat sich bei vielen Menschen der Gedanke im Kopf festgesetzt, dass durch Laufen die Gelenke im Sprunggelenk, im Knie oder in der Hüfte abgenutzt werden. Doch dieser Gedanke ist zum Glück nicht richtig.
Übergewicht ist das Hauptproblem
„Das Hauptproblem für die Gelenke ist die Gewichtsbelastung“, sagt Sportmediziner Dr. Markus Klingenberg. „Denn jedes Kilo am Körper belastet die Gelenke bereits beim Gehen um den Faktor 6.“ Umgerechnet bedeutet dies: Wer 10kg zu viel wiegt, belastet Knöchel, Knie und Hüftgelenk bei jedem Schritt um überflüssige 60kg. Beim Jogging ist es aufgrund des höheren Tempos und dem damit verbundenen stärkeren Aufprall noch mehr. Dieses zusätzliche Gewicht geht natürlich auch an den Gelenken nicht spurlos vorbei.
Dr. Klingenberg empfiehlt daher stark Übergewichtigen, erst abzunehmen und dann erst zu laufen. Sport ist gesünder mit gelenkschonenden Sportarten wie schwimmen oder Radfahren. Dann werden auch die Gelenke nicht unnötig belastet. Sind die ersten Kilos dann weg, sollte man es aber trotzdem langsam angehen lassen, wie der Sportmediziner erläutert: „Wer mit Übergewicht Probleme hat, sollte zunächst abwechselnd gehen und laufen. So kann man eine Überlastung verhindern und die Gelenke langsam an die ungewohnte Bewegung gewöhnen. Außerdem sollte man auf seinen Laufstil achten.“
Wer nicht zu viel wiegt, kann unbelastet die Laufschuhe schnüren. Sofern man nicht übertreibt. Das sagt auch Hobbyläufer Markus Klingenberg: „Bei hochtrainierten Sportlern, die pro Woche 70-80km laufen, hat man Veränderungen im Gelenkknorpel nachweisen können. Das heißt nicht, dass sie auch Arthrose bekommen. Es kommt aber auf jeden Fall zu kleineren Abnutzungserscheinungen.“ Trainiert man aber deutlich weniger, werden auch die Gelenke nicht so belastet.
Laufen hilft den Gelenken
Laufen schadet den Gelenken nicht, regelmäßiges Joggen hilft den Gelenken sogar. Zum einen nimmt man ab, sofern man sich natürlich gesund ernährt. Dadurch werden die Gelenke bei jedem Schritt entlastet. Zum andern werden die Muskeln in den Gelenken trainiert. Und starke Muskeln in den Gelenken unterstützen Sehnen und Bänder und sorgen so für einen stabilen und schonenden Laufstil, bei dem auch die Gelenke besser geschützt sind. Zuletzt wird der Knorpel durch die so genannte Diffusion ernährt. Er bekommt seine Nährstoffe nur, wenn das Gelenk auch bewegt wird. Um den Gelenkknorpel ausreichend zu ernähren, kommt man um Bewegung nicht herum.
Um die Gelenke beim Joggen zu entlasten, empfiehlt Dr. Klingenberg: „Anstatt auf Asphalt sollte man lieber auf einem weicheren Untergrund laufen. Meistens ist im Park neben einem Teer-Weg auch eine Rasenfläche, auf der man laufen kann. Auch die Schuhe sind wichtig. Angepasste Laufschuhe mit guten Dämpfungseigenschaften entlasten die Gelenke ebenfalls.“ Die Belastung wird größer, je kleiner die Aufsetzfläche im Fuß ist. Gelenkschonend laufen kann man also am ehesten mit dem Mittelfußlauf, bei dem man mit dem ganzen Fuß aufsetzt.
Vielleicht werden die Gelenke durch häufiges Laufen belastet. Doch die positiven Aspekte von regelmäßiger Bewegung wie Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems, Verbesserung des Immunsystems, Gewichtsreduktion und Muskelaufbau machen die möglichen Probleme mehr als wett.
Sofern man aber unter 70km pro Woche läuft – und das tun wohl die meisten von uns – werden die Gelenke mehr gestärkt als belastet. Laufen belastet die Gelenke. Doch das Gelenk braucht ein gewisses Maß an Beanspruchung. Das bestätigt auch Dr. Markus Klingenberg: „Ein Gelenkknorpel ist wie ein Azubi – er braucht Druck und Bewegung!“