Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
20. Mai 2010 von Riedel
Ein Bandscheibenvorfall ist bei Menschen, die viel im Sitzen arbeiten, keine Seltenheit. Aber was genau ist ein Bandscheibenvorfall, wie entsteht er, ist er wirklich so gefährlich und muss er operiert werden?
Die meisten Rückenschmerzen entstehen nicht wie häufig angenommen durch einen Bandscheibenvorfall, sondern durch eine geschwächte Rückenmuskulatur. Dadurch entstehen Fehlhaltungen und Verspannungen, die letztendlich die Probleme verursachen. Das heißt aber natürlich nicht, dass es keine Bandscheibenvorfälle mehr gibt.
Was sind Bandscheiben
Die Wirbelsäule besteht aus vielen Wirbeln, die wie auf einer Perlenkette aufgereiht sind. Damit die knöchernen Wirbel nicht aufeinander reiben, liegen die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern. Die Bandschieben sind kleine, gummiartige Scheiben. Sie bestehen im Zentrum aus einem Gallertkern. Dieser wirkt wie ein Puffer zwischen den Wirbeln. Um den Gallertkern liegt eine feste Hülle aus Knorpeln.
Erst eine Wölbung, dann ein Bandscheibenvorfall
Bei einem Bandscheibenvorfall verrutscht der Gallertkern. Er dringt zunächst in die Knorpelhülle ein. Später kann er sogar durch die Wand nach außen treten. Wenn der austretende Kern auf eine Nervenbahn drückt, verursacht er starke Schmerzen bis hin zu Taubheitsgefühl und Lähmungen
Unterscheiden kann man zwischen dem Diskusprolaps und der Diskusprotrusion. Beim Prolaps durchbricht der Gallertkern die Knorpelhülle. Anders bei der Protrusion. Dabei drückt der Gallertkern die Knorpelhülle nur nach außen und verursacht eine Wölbung. Auch diese kann auf Nerven drücken und so Probleme verursachen.
Unnötige Sorgen
Dass ein Bandscheibenvorfall auf eine Nervenbahn drückt, ist aber eher selten. Daher wird auch der Großteil der Vorfälle nicht entdeckt. Ein Vorfall ist zudem keine akute Sache, die von einem Tag auf den anderen eintritt. Meist ist bereits eine langjährige Vorschädigung vorhanden, die nicht entdeckt wird. Auch ohne Rückenschmerzen kann man einen Bandscheibenvorfall haben. . So haben Untersuchungen bei Menschen ohne Rückenschmerzen gezeigt, dass rund 30 Prozent der 30-Jährigen und rund 50 Prozent der 60-Jährigen mit einem unentdeckten Bandscheibenvorfall leben, der keine Probleme verursacht.
Die meisten Bandscheibenvorfälle kommen im Lendenwirbelbereich vor, da dort die Scherkräfte, die die Bandscheiben zerreißen, am höchsten sind. Vorfälle in der Brust- oder Halswirbelsäule sind eher selten.
Warum passiert ein Bandscheibenvorfall
Schwere Lasten zu heben ist nur selten der Grund, warum eine Bandscheibe zerreißt. Viel häufiger sind eine altersbedingte Abnutzung oder eine Gewebeschwäche die wahren Auslöser. Auch eine schwache Bauch- und Rückenmuskulatur und Übergewicht können die wahren Gründe sein. Denn wird die Wirbelsäule nicht ausreichend gestützt, kommt es zu Fehlhaltungen und die Bandscheiben werden falsch belastet. Das macht sie anfälliger.
Muss ein Bandscheibenvorfall operiert werden?
Meist entdeckt man einen Bandscheibenvorfall eher zufällig, etwas bei einer Röntgenuntersuchung. Wurde früher ein Vorfall entdeckt, war der Weg in den Operationssaal kurz.
Heute werden nur etwas 10 Prozent der Vorfälle operiert. Denn wenn der Vorfall keine Probleme verursacht, muss er auch nicht operativ behandelt werden. Bei einer konservativen Therapie bekommt der Patient leichte Bewegungstherapie, Schmerzmittel und ein Trainingsprogramm zur Stärkung der Rumpfmuskulatur. Auch manuelle Therapie, Akupunktur oder Physiotherapie wird häufig verschrieben. Denn nur wenn die Wirbelsäule gut gestützt wird, sinkt die Gefahr für einen Bandscheibenvorfall.
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