Die 110%-Lüge – Warum Perfektionismus nicht den Arbeitsplatz sichert
3. März 2009 von Riedel
Gerade in Krisenzeiten ist der Druck groß, in seinem Job perfekt zu funktionieren. Viele befürchten, bei der nächsten Entlassungswelle auch auf der Abschussliste zu stehen, wenn sie sich nur den geringsten Fehltritt erlauben. Doch das kann nicht funktionieren, denn fehlerlos ist niemand. Im Gegenteil, oft hat der Wunsch, alles perfekt machen zu wollen, nur den gegenteiligen Effekt. Warum das so ist, erläutert die Journalistin Simone Janson in ihrem Buch „Die 110%-Lüge. Wie Sie mit weniger Perfektion mehr erreichen.“
Stress durch Überforderung
Psychologen schätzen, dass jeder Mensch automatisch pro Stunde zwei bis fünf Fehler macht. Wer also seine Zeit darauf verwendet, perfekt sein zu wollen, muss unweigerlich scheitern. Im Gegenteil: Oft führt der Wunsch, immer alles richtig machen zu wollen, nur zu unnötigem Stress, weil man sich damit überfordert. Wer sich aus Angst vor negativen Konsequenzen stets zu Höchstleistungen zwingen will, wird bald nur noch von seiner Furcht getrieben. Das kann sogar die Gehirnleistung blockieren.
Motivation und Flow-Erlebnis
Besser ist es, sich nicht durch übertrieben hohe Ansprüche unter Druck setzen zu lassen, sondern auch mal einen Gang runter zu schalten. Dadurch geht man motivierter an eine Sache heran und Glückshormone werden ausgeschüttet- ein sogenanntes Flow-Erlebnis. Auch das Gehirn arbeitet besser. Und man ist automatisch produktiver.
Perfektionisten sind Zeitverschwender
Wichtig ist jedoch: Die Qualität muss nicht zwangsläufig leiden, nur weil man seine Ansprüche ein wenig herunterschraubt. Wichtig ist viel mehr, dass man das Richtige tut. Einige Perfektionisten machen leider das genaue Gegenteil: Sie schützen in blindem Aktionismus Geschäftigkeit vor, während sie Aufgaben, die eigentlich Priorität haben, immer weiter hinausschieben, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Tatsächlich haben Managementberater festgestellt, dass mancher erschöpfte, hart arbeitende Workaholic bis zu 80 Prozent seiner Arbeitszeit mit eher unnötigen Tätigkeiten füllt: Telefonate, unnötige Meetings, Herumtragen von Unterlagen oder das Herumspielen am Computer gehören zu den bevorzugten Ablenkungsmanövern. Meist überprüft niemand, wie effizient ein Perfektionist wirklich arbeitet und auch diesem selbst ist der fehlende Sinn hinter vielen seiner Handlungen oft gar nicht klar.
Gelassenheit führt zum Erfolg
Für die Karriere ist Gelassenheit nur von Vorteil: Denn wer aus Unsicherheit versucht, stets perfekt zu sein, wirkt in der Regel kaum souverän. Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit typisch perfektionistischen Verhaltensweisen, also der nervöse Typ, der ständig gestresst versucht, alles auf die Reihe zu kriegen, vor allem auf der mittleren Managementetage anzutreffen ist. In Top-Positionen finden sich hingegen eher gelassenere Naturen.
80 Prozent Leistung reicht aus
Natürlich ist es schwer, bei dem allgegenwärtigen Druck Gelassenheit zu wahren. Jedoch kann jeder selbst dazu beitragen. Etwa indem er seine eigenen Ansprüche ein wenig herunterschraubt: Oft sind 80 Prozent Leistung völlig ausreichend. Wer sich hingegen zu viel vornimmt, weiß auch bald nicht mehr, wo er anfangen soll. Außerdem sollte man sich unliebsame Zusatzarbeiten vom Hals halten, indem man freundlich, aber konsequent „Nein“ sagt, wenn der Chef oder die Kollegen mal wieder mehr von einem wollen, als man leisten kann.
Sinnvolle Tipps, wie man den Perfektionismus vermeidet, gibt Simone Janson in ihrem Buch: die 110%-Lüge – Wie sie mit weniger Perfektion mehr erreichen
[…] Gesund bleiben im Job ist heute ein Beitrag über mein Perfektionismus-Buch erschienen: Gerade in Krisenzeiten ist […]