Hunger macht aggressiv
3. November 2008 von Riedel
In fast jeder Sitzung gibt es eine Person, die durch ein hohes Maß an Aggressivität auffällt. Das muss nicht unbedingt daran liegen, dass derjenige versucht, durch Lautstärke den eigenen Argumenten mehr Gewicht zu verleihen. Oft ist es einfach Hunger, der einen wütend macht.
Hunger ist nur indirekt schuld
Menschen, die eine strikte Diät halten, sind meistens nicht sehr umgänglich. Sie sind gereizt und aggressiv. Der Hunger bei der Diät ist aber nur indirekt für die schlechte Stimmung verantwortlich. Schuld ist der Gehirnbotenstoff Serotonin, der das impulsive Verhalten kontrolliert.
Wenn der Serotonin-Spiegel niedrig ist, verhalten wir uns in der Regel kämpferischer und aggressiver. Das ist das Ergebnis einer Studie eines britisch-amerikanischen Forschungsteams um Molly Crockett von der Universität in Cambridge herausgefunden. Dazu haben sie Versuchspersonen auf eine Diät gesetzt, die den Serotonin-Level senkt. Anhand des Verhaltens der Testpersonen konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse auf einen Zusammenhang zwischen Serotonin und der Stimmungslage der Menschen ziehen.
Spielend die Wut herausfinden
Für ihre Studien ließen die Wissenschaftler ihre Versuchsobjekte das so genannte „Ultimatumspiel“ spielen. Dabei werden die Teilnehmer paarweise eingeteilt. Ein Spieler besitzt Geld, das er mit dem anderen teilen muss. Dabei darf der Spieler mit dem Geld selber bestimmen, wie viel er von seiner Kohle abgeben muss. Wenn der andere Spieler mit dem Angebot nicht einverstanden ist, bekommen beide Spieler kein Geld, ansonsten wird geteilt, je nachdem wie viel der erste Spieler angeboten hat. Erfahrungsgemäß weist rund die Hälfte der Spieler ein Angebot ab, wenn er weniger als ein Drittel der Gesamtsumme angeboten bekommt. Beim wissenschaftlichen Versuch lehnten deutlich mehr Spieler das Angebot ab, wenn sie einen niedrigen Serotonin-Spiegel hatten.
Stress steuert Serotonin-Bildung
Für die Wissenschaftler bedeutet dieser Versuch, dass das Serotonin Auswirkungen auf das soziale Miteinander und die Emotionen jedes Einzelnen hat. Bei einem niedrigen Serotonin-Spiegel sind die Menschen aggressiver und impulsiver, wenn sie mit einem in ihren Augen unfairen Angebot konfrontiert werden.
Die Bildung von Serotonin hängt sehr stark von der Ernährung und von Stress ab. Dadurch üben sie einen großen Einfluss auf unsere täglichen Entscheidungsprozesse aus. Jeder hat wahrscheinlich schon selber erlebt, dass man unter Stress schnell überreagiert, wenn man eine unbedeutende Entscheidung zu treffen hat. Für das tägliche Leben kann man sich gegenüber impulsiven Menschen einen Vorteil verschaffen, wenn man vor einer wichtigen Entscheidung zumindest einen kleinen Snack zu sich nimmt.
Jenzig71 auf pixelio.de