Multitasking lenkt ab
29. Oktober 2009 von Riedel
Frauen behaupten ja häufig, sie wären Multitasking-begabt, könnten also mehrere Dinge auf einmal erledigen. Doch wer mehrere Medien auf einmal verfolgen will, wird abgelenkt und kann sich schlechter konzentrieren.
Telefonieren, E-Mails lesen und gleichzeitig noch Akten sortieren; wenn im Büro die Hektik groß ist, versucht man häufig, mehrere Dinge auf einmal zu erledigen. Besonders Frauen sollen ja begabt sein, wenn es um das so genannte Multitasking geht, also die Fähigkeit, mehrere Dinge auf einmal zu erledigen. Doch wer mehr als eine Sache oder ein Medium gleichzeitig nutzt, wird schneller abgelenkt und die Effektivität der Arbeit leidet enorm.
Veränderung der Arbeitswelt
Besonders die Menschen, die mehrere Medien auf einmal nutzen, können Informationen schlechter behalten und unwichtige Informationen schlechter ausblenden. Es bringt also nur wenig, wenn man seine E-Mails checkt, gleichzeitig Radio hört oder den Fernseher laufen lässt, auch wenn unsere multimediale Gesellschaft uns geradezu ermutigt, durch Podcasts, Videos, Radio, Grafiken und Texte mehrere Medien auf einmal zu konsumieren.
Multi- vs. Unitasker
Wissenschaftler der Stanford Universität in Palo Alto (Kalifornien) haben in einer Studie mit 262 Studenten die Auswirkung des medialen Multi-Tasking auf die Informationsverarbeitung der Konsumenten untersucht. Dabei mussten die Studenten Fragebögen zu ihrem Mediennutzungs-Verhalten ausfüllen. Anschließend verglichen die Forscher die beiden extremsten Gruppen miteinander; also die Multitasker, die sehr häufig mehrere Medien gleichzeitig konsumieren und die Studenten, die sich auf ein Medium konzentrieren.
Schlechter Informationsfilter
In der modernen Zeit ist die Fähigkeit, mehrere Medien auf einmal nutzen zu können, immer wichtiger. Doch wirklich sinnvoll ist das nicht, wie das Ergebnis der US-Studie gezeigt hat. Zwar konnten die Multitasker mehrere Medien verfolgen, es fiel ihnen aber schwer, die Informationen nach wichtig und unwichtig zu filtern. Zudem brauchten sie länger beim Lösen einer Aufgabe, wenn währenddessen störende Signale eingeblendet wurden. Zudem konnten sie schlechter zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her wechseln. Die Forscher nehmen an, dass ein Teil der Aufmerksamkeit immer bei alten Aufgaben hängen bleibt. Schließlich ließen sich die Multitasker leichter ablenken und beachteten Dinge, die zur Lösung der eigentlichen Aufgabe nicht nötig waren. Wurde die Probanden abgelenkt, konnten die Multitasker die Aufgabe schlechter lösen, wurden sie nicht abgelenkt, lösten beide Gruppen die Aufgaben gleich gut.
Gründe sind unklar
Es ist noch nicht ganz klar, ob der Verlust der Aufmerksamkeit eine Folge des Multitasking ist oder ob Menschen, die grundsätzlich Probleme mit der Konzentration haben, zum Multitasking neigen. Das wollen die Forscher in weiteren Versuchen klären. Wer aber Probleme hat, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, sollte störende Medien ausblenden.
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