Sechs Stunden Arbeit sind genug – sagen die Schweden
28. Juni 2016 von Riedel
Wer länger arbeitet, schafft mehr. Klingt so einfach wie logisch. Entsprechend gehören für viele Arbeitnehmer Überstunden zur Tagesordnung. Wenn diese dann sogar unbezahlt sind, steigt bei den Angestellten Frust und Ärger. In Schweden startet jetzt ein Versuch, bei dem genau das Gegenteil getestet wird.
Es gibt diverse Studien, die gezeigt haben, dass Überstunden nicht nur ungesund, sondern auch unproduktiv sind. Denn unser Gehirn und unser Körper ist nur für einen bestimmten Zeitraum leistungsfähig. Ist diese Zeit überschritten, können wir noch so lange am Schreibtisch sitzen, es kommt nichts Vernünftiges dabei raus. Insofern fordern viele Forscher, nicht nur auf Überstunden zu verzichten, sondern die Arbeitszeit auf 25 Stunden pro Woche zu reduzieren. Mit anderen Worten heißt das, an fünf Arbeitstagen nur fünf Stunden zu arbeiten oder nur vier Arbeitstage mit etwas mehr als sechs Stunden zu haben.
Mehr Mut in Schweden
Ihr Chef würde sich wahrscheinlich kaputtlachen, wenn Sie mit so einem Vorschlag zu ihm kommen würden und zur Belohnung könnten Sie wahrscheinlich direkt eine Extraschicht Überstunden schieben. In Schweden, genauer gesagt in Göteborg, wurde jetzt ein Versuch gestartet und die Arbeitszeit der Mitarbeiter in einigen Unternehmen drastisch reduziert. Mit erstaunlichen Ergebnissen.
Mitarbeiter in Unternehmen, in einem Pflegeheim, einem Krankenhaus, einer Fabrik und einem Tech-Startup arbeiteten nur noch 30 statt 40 Stunden pro Woche. Wer nun aber glaubt, dadurch wäre die Produktivität gesunken, die Patientenversorgung hätte gelitten oder das Unternehmen geht den Bach runter, sieht sich getäuscht. Genau das Gegenteil ist der Fall.
So beschreibt Lise-Lotte Pettersson, die als Assistenz-Schwester im Svartedalen-Pflegeheim arbeitet, gegenüber dem Guardian, dass sie nun viel aufmerksamer, weniger erschöpft sei und viel mehr Energie für Arbeit und Familie habe. Das geht allerdings nicht zu lasten der Patienten. Diese fühlen sich besser versorgt und besser behandelt als zuvor.
Mehr Ausgaben, mehr Gewinn
Ähnlich sieht die Sache auf der Orthopädie-Station der Sahlgrenska-Universitätsklinik aus. Als die Arbeitszeit der 89 Ärzte und Krankenschwestern auf sechs Stunden am Tag reduziert wurde, mussten zwar zunächst 15 neue Arbeitskräfte eingestellt werden, doch das zahlt sich aus. Die Mitarbeiter sind deutlich seltener krank, es konnten ssignifikant mehr Operationen durchgeführt werden und die Wartezeiten waren stark verkürzt. Dadurch konnte das Krankenhaus mehr Geld einnehmen und musste weniger für den Aufenthalt der Patienten ausgeben.
Auch das Toyota-Werk in Göteborg, das schon 13 Jahr lang mit der 30 Stunden Woche arbeitet und das Internet-Startup Brath sind von der 30 Stunden Woche überzeugt. Bei beiden Firmen sind dadurch sowohl die Produktivität der Mitarbeiter als auch der Gewinn gestiegen. Zudem waren die Mitarbeiter seltener krank. Alles in allem also ein Erfolgsmodell, das sich auch auf der kommerziellen Seite positiv auswirkt.
Mehr Mut bitte
Mit diesen Erfahrungen stützen die Firmen die Theorie einiger Forscher, die bewiesen haben, dass ein Mensch nur vier bis fünf Stunden am Tag konzentriert und produktiv arbeiten kann. Nach dieser Zeit verbessert sich die Arbeitsleistung nicht oder geht sogar zurück. „Wenn man Menschen dazu zwingt, länger zu arbeiten, als sie sich maximal konzentrieren können, bringt man sie höchstwahrscheinlich dazu, sich ein paar schlechte Angewohnheiten zuzulegen“, erklärt der Arbeitspsychologe K. Anders Ericsson gegenüber den Kollegen von Tech Insider. Sie könnten dann zum Beispiel in Tagträume verfallen oder sich von sozialen Medien ablenken lassen. Auf jeden Fall schaden solche schlechten Angewohnheiten der Produktivität — und liefern so ein weiteres Argument dafür, warum wir alle weniger arbeiten sollten. In Schweden klappt es zumindest schon hervorragend. Und man wünscht auch dem einen oder anderen Arbeitgeber in Deutschland, so viel Mut zu haben und auf die 30 Stunden Woche umzustellen.
Foto: goenz auf aboutpixel.de
„Weniger ist mehr!“ – Dieser sehr bekannter Spruch ist mir sofort in den Sinn gekommen als ich diesen Artikel durchlas. Denn genau darum geht es doch. Und anhand den Schweden kann man sehen wie dieses Prinzip Früchte trägt. In der Rolle des Angestellten würde ich das nur zu gerne ausprobieren, doch würde wahrscheinlich auch mein Chef komisch schauen…
Des Weiteren bin ich der Auffassung, dass nicht nur 6h Arbeit produktiver sind, sondern, dass 8h Arbeit auch gesundheitsgefährdend sein können. 8h + Überstunden haben einen großen Einfluss auf unser Leben. Wir arbeiten viel, haben kaum Zeit für Entspannung und Erholung. Stress vorprogrammiert, Erschöpfung, usw… Es ist vergleichbar wie Krafttraining. Denn auch beim Krafttraining brauchen die Muskeln Ruhezeiten, um wachsen zu können. Es kommt auch darauf an, die richtigen Reize zu setzen für den optimalen Muskelaufbau, sonst drohen Verletzungen und Muskelkater.
Da in Deutschland in naher Zukunft die 30h Woche eher nicht eingeführt wird, liegt es in unserer Verantwortung zu sorgen, dass wir ein gesunden Mix aus Arbeit und Erholung finden. Mir gelingt es auch nicht immer… Doch vor kurzem erst merkte ich wie ich im Urlaub den ganzen Druck und Stress der Arbeit vergessen konnte. Einfach pure Erleichterung. Ein kleiner Ausflug in die Hansestadt Bremen, Stadtführung, gutes Essen und die frische Meeresbriese führten zur positiven Entspannung. Einfach Busmieten und dann ging es schon los! Sogar das „Fahren lassen“ fühlte sich gut an. Meine Frau und ich hatten eine wirklich tolle Zeit.
Grüße aus dem Saarland!