Zeit ist relativ – die Wahrnehmung auch
6. März 2009 von Riedel
Wer glaubt, für eine Aufgabe viel Zeit zu haben, bewältigt seinen Job besser, als wenn man glaubt, unter Zeitdruck zu stehen. Das ist das Ergebnis einer US-Studie. Denn Menschen nehmen die Zeit unterschiedlich wahr.
Schon Albert Einstein hat festgestellt, dass die Zeit relativ ist. Wer im Job unter Stress steht, hat relativ wenig Zeit. Da ist es kein Wunder, wenn man Aufgaben weniger gut erledigt als jemand, der für seinen Job viel Zeit hat. Dabei hängt die Qualität der Arbeit oft nur davon ab, wie man die Zeit empfindet, die einem für die Bewältigung einer Aufgabe zur Verfügung steht. Wer glaubt, genug Zeit für eine Aufgabe zu haben, löst sie besser als ein gestresster Mensch. Auch wenn beiden der gleiche Zeitraum zur Verfügung steht.
Wirkliche Zeit ist unwichtig
Zu diesem Ergebnis kam der US-Wissenschaftler Michael de Donno von der Case Western Reserve University in Cleveland/USA. De Donno hat herausgefunden, dass man in seinem Job erfolgreicher ist, wenn man glaubt, genügend Zeit dafür zu haben. Dabei ist es unwichtig, wie viel Zeit man in Wirklichkeit für seine Arbeit hat. Denn nicht nur die Zeit, auch die Zeitwahrnehmung der Menschen ist relativ.
Studie mit 163 Teilnehmern
De Donno ließ in seiner Studie 163 Probanden die gleiche Aufgabe bearbeiten. Dabei teilte er seine Testpersonen in zwei Gruppen ein. Der einen Gruppe suggerierte er, für die Aufgabe nicht genügend Zeit zu haben. Der anderen Gruppe sicherte er genügend Zeit für die Bewältigung zu. Beide Gruppen hatten in Wirklichkeit aber die gleiche Zeit zur Verfügung, die eigentlich für die Aufgabe ausreichen würde.
Viel Zeit für gute Ergebnisse
Obwohl alle Teilnehmer die gleiche Zeit für die Aufgabe hatten, schnitt die Gruppe, die subjektiv ausreichend Zeit hatte, deutlich besser ab. „Wenn ich Ihnen sage, Sie hätten zu wenig Zeit, würden Sie eine Aufgabe schlechter erfüllen“, beschriebt de Donno seine Studie. „Es spielt keine Rolle, wieviel Zeit tatsächlich zur Verfügung steht.“
Nur das Jetzt zählt
„Zeit können wir nicht kontrollieren, unsere Zeitwahrnehmung schon“, sagt der Wissenschaftler auf gesundheitpro.de. „Vertrauen Sie darauf, dass Sie genügend Zeit für die Dinge haben, die Sie tun. Versuchen Sie, sich auf das zu konzentrieren, was Sie gerade tun und nicht auf die zur Verfügung stehende Zeit.“
Kein Blick auf die Uhr
Es lohnt sich also nicht, ständig auf die Uhr zu schauen und nur den Berg von Arbeit zu sehen, der noch vor einem liegt. De Donno glaubt, dass ein besseres Verständnis der Zeitwahrnehmung auch tatsächlichen Nutzen hat. An Ärzten will er nun untersuchen, ob deren Diagnose genauer wird, wenn sie subjektiv mehr Zeit für die Untersuchung haben.
Vielleicht wirkt sich die Studie auch auf Ihren Arbeitsplatz in Zukunft aus. Denn wenn Ihr Chef weiß, dass die Arbeit unter Zeitdruck weniger effektiv ist, wird er vielleicht bald jedem Angestellten genug Zeit für die Arbeit zugestehen.