Aus der Gerüchteküche: Schützt Vitamin C wirklich vor Erkältungen?
26. Oktober 2009 von Riedel
Beim ersten Anzeichen einer Erkältung werfen sich viele Menschen alles an Vitamin C in den Rachen, was sie nur finden können. Schließlich wusste unsere Großmutter schon, dass Vitamin C vor Erkältungen schützt. Doch noch hat keine Studie beweisen, dass Großmutter Recht hat.
Vitamin C hilft nicht gegen Erkältungen
Wer durch den Herbst kommt, ohne sich eine Erkältung zuzuziehen, hat entweder einen sehr aktiven Schutzengel oder verbringt die Wintermonate auf einer Südseeinsel. Es ist schwierig, in voll besetzten U-Bahnen oder Büros sich nicht bei seinen Mitmenschen anzustecken. Daher versuchen viele Menschen, drohende Erkältungen bereits im Keim zu ersticken. Und das versuchen sie mit Vitamin C. Denn es ist ja bekannt, dass Vitamin C vor Erkältungen schützen kann. Aber so ganz stimmt das nicht.
55 Studien aus 65 Jahren
Vitamin C schützt nicht vor Erkältungen. Das ist das Ergebnis des australischen Mediziners Robert Douglas und dessen finnischen Kollegen Harri Hemilä, die insgesamt 55 Studien aus den letzten 65 Jahren zu dem Thema analysiert haben. Sie haben dabei keinen positiven Effekt von Vitamin C auf das Immunsystem feststellen können. Einzig bei Extremsportlern wie Marathonläufern und Skifahrern haben sie Hinweise gefunden, die auf einen schützenden Effekt von Vitamin C hindeuten.
Warum entstand der Mythos?
Seit rund 60 Jahren wird bereits über den Nutzen von Vitamin C als Erkältungsschutz diskutiert. Besonders das Werk „Vitamin C and the Common Cold“ (deutsche Ausgabe: „Vitamin C und der Schnupfen“) des US-Amerikanischen Chemikers und Nobelpreisträgers Linus Pauling sorgte dafür, dass der Glaube verbreitet wurde, Vitamin C könne Erkältungen verhindern und bereits vorhandene Symptome lindern.
Wissenschaftler finden keinen Hinweis
Allerdings hat die Auswertung der Studien von Douglas und Hemilä keinen Hinweis auf eine schützende Wirkung von Vitamin C gefunden. In 23 Studien wurde die vorbeugende Wirkung von Vitamin C gegenüber einem wirkstofffreien Placebo verglichen. Dabei sank bei der Vitamin C-Gruppe nicht das Erkältungs-Risiko wie eigentlich angenommen.
Erkältungsdauer geringfügig verkürzt
Sie fanden zumindest heraus, dass man durch eine vermehrte Aufnahme von Vitamin C die Dauer einer Erkältung verkürzen kann, allerdings nur geringfügig. Bei Erwachsenen verkürzte sich die Erkältungsdauer durchschnittlich um 8, bei Kindern um 14 Prozent. Diese Verkürzung ist aber nicht signifikant und kann somit vernachlässigt werden.
Extremsportler erkälten sich weniger
Nur bei sechs Studien konnten sie einen schützenden Effekt von Vitamin C feststellen. Bei diesen Studien wurden aber Probanden beobachtet, die entweder enormen Anstrengungen oder extremen Temperaturen ausgesetzt waren. So war bei Soldaten, Skifahrern und Marathonläufern das Erkältungsrisiko um bis zu 50 Prozent reduziert, wenn sie regelmäßig zusätzliches Vitamin C konsumierten.
Als Fazit schlossen die Forscher, dass zumindest für Otto Normalverbraucher Vitamin C kein wirklicher Schutz vor einer Erkältung darstellt.
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