Frühstück wird überbewertet
1. Februar 2011 von Riedel
Ein reichhaltiges Frühstück soll beim Abnehmen helfen, weil man im Laufe des Tages weniger isst und so Kalorien sparen kann. Eine neue Studie behauptet aber genau das Gegenteil.
Schon länger gilt die Empfehlung: Frühstücken wie ein König, Mittagessen wie ein Edelmann, Abendessen wie ein Bettler. Das soll gesünder sein und beim Abnehmen helfen. Diese Empfehlung ist vielen Frühstücksmuffeln ein Dorn im Auge, weil sie morgens einfach keinen Bissen hinunter bekommen. Müssen sie auch nicht, wie eine Studie des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ) in Weihenstephan ergeben hat.
Der Studie zu Folge hat ein reichhaltiges Frühstück nur eine Konsequenz. Man nimmt mehr Kalorien zu sich als bei einer leichten Mahlzeit. Mit einem ausgiebigen Frühstück erhöht man nur die gesamte Kalorienbilanz des Tages.
300-Studie
Um Abzunehmen sollte man also auf ein rechhaltiges Frühstück verzichten. So lautet die Empfehlung des EKFZ nach einer Untersuchung mit mehr als 300 Freiwilligen. Somit wollen die Forscher die bisherige Annahme widerlegt haben, dass man als Folge eines ausgiebigen Frühstücks im Tagesverlauf weniger isst und somit auch weniger Kalorien zu sich nimmt.
Die Teilnehmer mussten genau Tagebuch führen, wann sie was und wie viel aßen. Wie die Forscher feststellten, variierten die Versuchsteilnehmer stark beim Frühstück. An einigen Tagen fiel die erste Mahlzeit des Tages sehr umfangreich aus, an anderen Tagen gab es fast gar nichts und an weiteren Tagen fiel das Frühstück komplett aus. Die weiteren Mahlzeiten des Tages blieben aber davon unbeeinflusst, was und wie viel es zum Frühstück gab. „Egal, wie und ob die Teilnehmer gefrühstückt hatten – beim Mittag- und Abendessen nahmen sie immer die gleiche Menge zu sich“, sagte Studienleiter Volker Schusdziarra.
Mehr Frühstück – mehr Kalorien
Die Konsequenz ist einfach und leicht nachvollziehbar. Nimmt man beim ausgiebigen Frühstück beispielsweise 400kcal mehr zu sich als bei einem kleinen, vergrößert sich auch die Kalorienbilanz des ganzen Tages um 400kcal. Das sagt auch Schusdziarra: „Es ist sowohl bei Schlanken als auch bei Übergewichtigen so: Je mehr Kalorien sie zum Frühstück essen, desto mehr steigt die Kalorienmenge am gesamten Tag.“ Zwar verzichteten einige Teilnehmer nach einem reichhaltigen Frühstück auf eine Zwischenmahlzeit vor dem Mittagessen, „Doch dieser Effekt genüge nicht, um die erhöhte Kalorienzahl vom Morgen auszugleichen“, betonen die Forscher.
Mit dieser Studie wollen die Forscher bisherige Untersuchungen widerlegt haben, wonach ein opulentes Frühstück die Kalorienbilanz des Tages reduziert. Denn diese alten Studien hätten sich nämlich auf das Verhältnis von Frühstückskalorien zur Gesamtkalorienaufnahme eines Tages konzentriert, ohne die absoluten Kalorienmengen genauer zu bestimmen, geben die Forscher zu bedenken. Da hätte dann ein reichhaltiges Frühstück einen größeren Anteil gehabt. Das Problem, das dabei besteht, ist: Wenn ein Großteil der täglichen Energieaufnahme durch das Frühstück abgedeckt wird, kann das entweder darauf zurückzuführen sein, dass die Kalorienmenge beim Frühstücken erhöht oder aber, dass die Kalorienaufnahme bei Mittag- und Abendessen reduziert wird. Auf die gesamte Kalorienbilanz hat es keinen Einfluss.
Um abzunehmen ist es also nicht hilfreich, sehr viel zu frühstücken. Dies kann man zwar tun, es bringt aber nur dann etwas, wenn man anschließend deutlich weniger isst.
Volker Schusdziarra (Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin) et al: Nutrition Journal, doi: 10.1186/1475-2891-10-5