Wie gesund ist Eiweißbrot?
27. Februar 2013 von Riedel
Beim Versuch abzunehmen sind Kohlenhydrate bei vielen zu einer Art „No go“ geworden. Viele Diät-Experten raten auch dazu, auf Kohlenhydrate weitgehend zu verzichten. Vor allem abends soll man kein Brot mehr zu sich nehmen. Wer aufs Abendbrot nicht verzichten will, kann nun auch Eiweißbrot essen. Aber ist das wirklich sinnvoll?
Kohlenhydrate sind eine Form von Zucker. Da Zucker bekanntlich reich an Energie ist und vereinfacht gesagt dick machen kann, versuchen viele auf Zucker weitestgehend zu verzichten und sich Kohlenhydratarm zu ernähren. Schließlich muss der Körper Fett verbrennen, wenn man ihm die andere wichtige Energiequelle vorenthält. Das hat auch die Lebensmittelindustrie erkannt und verschiedene Low Carb Brote entwickelt, die statt Kohlenhydrate Eiweiß (Proteine) enthalten. Wer mit der kohlenhydratarmen Variante abnehmen will, muss aber aufpassen.
„Um sich gesund zu ernähren reicht es nicht, auf Kohlenhydrate zu verzichten“, sagt auch Ernährungsexpertin Melanie Stoll. „Das Problem beim kohlenhydratreduziertem Brot sind dabei nicht die fehlenden Kohlenhydrate, sondern die Inhaltsstoffe, die stattdessen mitgebacken werden müssen, damit das Brot auch Substanz hat“, erklärt die Dipl. Oekotrophologin. Und die sind nicht immer so gut zum Abnehmen geeignet.
Zunächst kann es sich gut anhören, statt Zucker und Kohlenhydrate die Proteine zu verwenden. Doch wie so oft kann auch diese Sache einen Hakten haben. „Zum einen wird man nicht schlanker, wenn man statt einer Scheibe Vollkorn, eine Scheibe Low-Carb Brot ist“, sagt Stoll. „Zum zweiten enthalten einige Brote mehr Fett und dadurch mehr Kalorien als vergleichbare Vollkornbrote. Zum dritten fehlen dem Körper oft die Sättigungsstoffe im Vollkorn. Daher wird man mit einer oder zwei Scheiben Low-Carb Brot oft nicht satt und muss mehr Brot und damit auch mehr Belag essen. Das gleicht die Kalorienersparnis mehr als aus.“
Tatsächlich sind einige Low Carb Brote auch Mogelpackungen. So gibt es laut der Apothekenumschau auch Eiweißbrote mit einem Kohlenhydratanteil von 30 Gramm je 100 Gramm Brot. Ein vergleichbares Roggenbrot dagegen hat rund 40 Gramm Kohlenhydrate, also nur unwesentlich mehr, dafür ist es deutlich preisgünstiger. Für eine Low-Carb Diät taugen solche Brote nicht.
Wenn man sich kohlenhydratarm ernähren möchte und auf sein Abendbrot nicht verzichten will, gibt es auch Varianten mit nur rund 5-7 Gramm Kohlenhydrate. Die sind aber immer eine Geschmackssache, da einige Brote recht bitter schmecken und eine weichere Konsistenz haben als unser gewohntes Brot. Zudem gibt es noch weitere Hindernisse, die das Low Carb Brot nicht unbedingt zu einer gesünderen Alternative machen: „Bei den stark reduzierten Broten ist oft das Problem, dass der Zucker durch Fett bzw. fettreiche Zutaten ersetzt wird“, sagt Melanie Stoll. „Hier sollte man besser einmal einen Blick auf die Kalorienbilanz des Brotes werfen, bevor man sich nur noch vom Low-Carb Brot ernährt.“ So haben einige Low-Carb Brote bis zu zehn Gramm Fett. Ein normales Roggen-Vollkornbrot hat dagegen nur rund ein Gramm. Und damit das Brot schön fest wird, müssen zudem noch Hilfsstoffe verwendet werden, da zu viel Eiweiß die Backeigenschaften verschlechtert.
„Wer sich unbedingt mit Low-Carb Brot ernähren will, kann das gerne machen“, sagt Melanie Stoll. Es kann auch durchaus Sinn machen, die Kohlenhydratzufuhr zu reduzieren. „Allerdings ist es gerade in dem Fall wichtig zu wissen, was genau man mit seiner Ernährung erreichen und welchen Preis man dafür bezahlen will. Meistens ist es gesünder, sich ausgewogen zu ernähren und regelmäßig Sport zu treiben. Dann kann man sich abends auch die Scheibe Vollkornbrot schmecken lassen.“
Wie der Speiseplan für eine Eiweiß-Diät aussehen kann, erfahren Sie unter www.medizin-blog.net/ernahrung-und-diat/eiweiss-diaet/