Gesetzlich Krankenversicherte müssen tiefer in die Tasche greifen
6. Juli 2010 von Riedel
Aller Wahrscheinlichkeit nach müssen gesetzlich Krankenversicherte in Zukunft tiefer in die Tasche greifen. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten vieler Krankenkassen könnten auf jeden Versicherungsnehmer monatlich zwischen 12 und 14 Euro Mehrkosten zukommen.
Die Krankenkassen schreiben rote Zahlen und die Versicherungsnehmer müssen dafür aufkommen. So zumindest mag es den Anschein haben. Denn die Kosten im Gesundheitswesen steigen und somit steigen auch die Krankenkassenbeiträge.
Auf dem Rücken der Versicherten
Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass den Krankenkassen im kommenden Jahr ein Minus von rund 11 Milliarden droht. Dieses Minus kann laut den Gesundheitspolitikern von F.D.P. und CDU ohne eine entsprechende Anpassung der Krankenkassenbeiträge nicht ausgeglichen werden. Das geht aus einem Treffen der Gesundheitspolitikern der beiden regierenden Parteien hervor. Obwohl noch keine Details bekannt gemacht wurden, kann man sich vorstellen, dass das Finanzminus auf dem Rücken der rund 50 Millionen Mitgliedern der gesetzlichen Krankenkassen ausgetragen wird. Für jeden Pflichtversicherten kämen so rund 12 bis 14 Euro monatliche Mehrkosten hinzu.
Noch ist nicht ganz klar, wie genau das Konzept aussehen soll. „Wir kommen voran, aber wir sind noch nicht am Endergebnis“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr (FDP) nach dem etwa sechsstündigen Treffen im Bundesgesundheitsministerium gegenüber der Apotheken-Umschau. Es gehe „nicht nur um eine Lösung für das Defizit des Jahres 2011, sondern wir brauchen ein Ausgaben- und Finanzierungskonzept mindestens für diese Legislaturperiode“.
Einsparungen bei Ärzten und Krankenhäusern
Doch auch die Krankenkassen müssen sich etwas einfallen lassen und nicht nur ihre Mitglieder zur Kasse bitten. So soll das Gesundheits-Sparpaket „eine Mischung aus Ausgabenreduzierung und Einnahmeverbesserungen“ werden, zu dem jeder seinen Beitrag leisten muss. Doch konkrete Entscheidungen gibt es weder für die Kassen noch für die Mitglieder, auch wenn „alles noch auf dem Tisch liegt“, sagte Bahr.
Die Kosten könnten zu zwei Dritteln auf die Versicherten und zu einem Drittel auf Sparmaßnahmen der Kassen verteilt werden. Rund sieben Milliarden sollen von den Mitgliedern bezahlt werden, die restlichen vier Milliarden müssen die Krankenkassen beispielsweise durch weniger Ausgaben für Pharmaindustrie, Ärzten und Krankenhäuser einsparen. Laut Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) soll es bei weiteren Gesprächen „keine Tabus“ geben.
Arbeitgeberbeiträge erhöhen
Geht es nach den Gesundheitspolitikern der Opposition, kommen Beitragserhöhungen nicht in Frage. „Höhere Zusatzbeiträge kommen erst dann in Frage, wenn alle Sparoptionen und Effizienzsteigerungen ausgereizt sind“, sagt CSU-Gesundheitspolitiker Johannes Singhammer. „Man muss sich dann aber sehr gut überlegen, wie man eine gerechte Lösung finden kann.“
Eine andere Idee hat SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Er schlägt vor, dass alle gesetzlich Versicherten eine einmalige Solidarzahlung von 200Euro zahlen sollen, um so das Loch in den Kassen der Krankenversicherungen zu stopfen. Dagegen fordert die Gesundheitspolitikerin der Linken, Martina Bunge, eine Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge, um die Finanzlücke zu stopfen.
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